So, jetzt bin ich mal ein paar Tage nicht dazu gekommen, etwas Neues zu schreiben. Auch wenn wir den größten Teil der Zeit an Bord waren, hat man trotzdem irgendwie keine Ruhe, um mal etwas zu Tablet zu bringen.Wir sind, seit wir von Campbell Island abgefahren sind, an den Inselgruppen der Antipoden und der Bounty-Inseln vorbeigefahren, wobei die Bounties nur ein Haufen windgepeitschter Felsen fast ohne Vegetation sind. Auf den Antipoden darf man nicht landen (Totalreservat), aber wir sind so lange mit den Schlauchbooten vor der Küste hin und hergekreuzt, bis jeder die beiden endemischen Sitticharten, die da ihr Leben fristen, und den ebenfalls endemischen Kormoran gesehen hatte. Dabei hat es allerdings wieder die ganze Zeit gegossen wie aus Kübeln, sodass zumindest für mich an fotografieren nicht zu denken war. Danach waren wir auch alle klatschnass und durchgefroren, aber ich war wieder der Einzige in der Sauna, verstehe einer die Engländer, Amis, Aussies etc !Der lange Tag auf See nach den Bounty-Insel, an denen wir nur vorbei gekreuzt sind weil das Wetter und der Wellengang zu ungünstig waren, war dann wieder prima. Man konnte sogar vom Dach der Brücke aus stundenlang in der Sonne die das Schiff begleitenden Albatrosse beobachten. Tom ist allmählich immer schärfer auf seine 2-3 letzten auf dem Trip möglichen Limikolen geworden und plant schon, wie er auf unserer letzten Station, den Chatham Insel, die endemische Schnepfe kriegen kann. Und das obwohl man auf keiner der Insel, wo die noch vorkommt, landen darf.Gestern sind wir dann fast alle vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil wir da bei der Anfahrt zu den Chathams morgens zwischen 5 und 8 Uhr vom tiefen Wasser über eine Schwelle wieder auf das Kontinentalschelf gefahren sind. An diesen Zonen kommt ja immer nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche, und es wimmelt von Meeresvögeln und wenn man Glück hat, auch von Walen.Das mit den Walen hat auch gut geklappt, und wir haben noch mehrere Pottwalbeobachtungen und eine Superbeobachtung von drei Schnabelwalen gehabt. Der mit der Kamera extrem schnelle (und supernette) Schiffsarzt hat sogar ein paar tolle Fotos hinbekommen, nach denen man die sogar bestimmen kann.
Auch vogelmäßig war da wirklich die Hölle los, und das wieder bei tollem Wetter. Es ist unglaublich, wie viele Seevögel da dem Schiff folgen, oder einfach dessen Weg kreuzen. Dank vieler scharfer Augen an Bord werden auch die meisten Sachen gefunden und die Highlights auch über die Bordlautsprecher angesagt.Auf den Chathams angekommen waren wir erstmal am sogenannten Pyramid Rock, einem Monolithen mit steilen Felswänden. Da drauf brütet die Weltpopulation von ca. 4000 Paaren des hübschen Chatham Albatrosses, von denen wir dann auch massig gesehen haben.Die kreisen nicht nur über der Insel sondern schwimmen auch in großen Flößen davor.
Danach waren wir auf Zodiactour vor der Küste von Southeast-Island, wo wir den hübschen Chathamregenpfeiffer gut gesehen haben. Derweil hatte die russische Besatzung vom Schiff aus sehr erfolgreich dicke Blaudorsche geangelt. Bevor sie die Anweisung bekommen haben, die Köpfe, Eingeweide und Karkassen zum späteren Locken aufzuheben haben sie sie immer über Bord geworfen. Da schwammen dann schon 20 Albatrosse direkt neben dem Schiff, die da auf Leckerbissen gewartet haben.
Am Nachmittag und Abend sind wir dann langsam vor der Südwestecke der größten Insel der Chathams hin und her gekreuzt und haben dabei mit den Fischresten gelockt. Dabei ging es hauptsächlich um den ultraseltenen Magentasturmvogel, der hier noch in ca. 50 Brutpaaren in einem Schutzgebiet und den umliegenden Wäldern brütet. Diese extrem geringe Weltpopulation ist zwar wohl dank starker Schutzbemühungen stabil oder sogar leicht ansteigend. Trotzdem wird die Art nur selten gesehen und ist für alle Seevogelspezialisten an Bord der heilige Gral. Für John Ryan, den netten Expeditionsarzt und Seevogelfanatiker war die Art beispielsweise der einzige mögliche Lifer des Trips.Zwar reagieren die Sturmvögel nicht so toll wie die Albatrosse auf den Chum, aber die Theorie war, dass die abends vom Meer aus zurück zu ihren Bruthöhlen kommen und dann kurz bei dem Trubel hinter dem Schiff vorbeischauen.Die meisten Fotografen und Nicht-Hardcore-Birder haben sich unten im Heck oder von den darüber liegenden Decks das Albatrosspektakel hinter dem Schiff angeschaut. Das war auch nett mit bis zu 10 Königsalbatrossen und massig kleineren, die sich hinter dem Schiff um die Fischreste gestritten haben.Wir haben uns aber wegen der besseren Rundumsicht mit den Engländern und den beiden besten Guides auf dem Dach der Brücke postiert. Das hat sich als die bessere Strategie erwiesen, als kurz vor der Dämmerung Dough, der mit Abstand beste Guide an Bord auf einmal in voller Lautstärke brüllte „possible Magenta Petrel“ und direkt danach genauso laut „Magenta Petrel going right towards the bow“. Die 2 Sekunden, die ich gebraucht habe, um den Vogel zu finden, waren etwas nervenaufreibend, aber als ich ihn hatte, war auf einmal Alles wunderbar. Der Sturmvogel ist tatsächlich sehr charakteristisch, mit dunklem Kopf und Unterflügeln und weißer Brust und Bauch, aber dafür muss man ihn halt von unten sehen. Besonders bei dem grenzwertigen Licht war auf der Oberseite nicht mehr viel zu erkennen, und von der Form her gibt es da eine Menge Verwechslungsarten.Auf den unteren Decks haben sie das zwar per Funk mitbekommen, und viele haben den Vogel auch noch gefunden, als er vor dem Bug gewendet hat und dann nochmal links am Schiff vorbei geflogen ist. Einige sind auch die Leitern raufgesaust und haben ihn oben noch kurz gefunden. Der ganze Spaß hat aber nur knapp 3 Minuten gedauert, so dass auch viele von den Leuten unten den Vogel komplett verpasst haben. Umso erstaunlicher, dass einige Leute, incl. Jochen, dabei auch noch sehr vernünftige Bilder hinbekommen haben.Abends war die Tagesbesprechung in der Bar dann auch wesentlich länger und feuchtfröhlicher, nachdem der Druck wegen der Starart der Tour raus war. Von den Leuten, denen die Art richtig wichtig war, hat zum Glück kaum einer gedippt. Immer wieder verblüffend, das auf so eine teure und ja eigentlich extrem auf Vogelkucker ausgelegte Tour Leute mitfahren, denen so etwas dann nicht so wichtig ist.Auf jeden Fall ein genialer Tag !
Glückwunsch zum Magenta Petrel! – http://nzbirdsonline.org.nz/species/chatham-island-taiko
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Das war ja mal wieder, nach „langer“ Zeit ein super langer Bericht aus dem happiness spricht!! Trotz durchgeweichten Bootstouren! Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Beobachtungen. Ob da von dem einen oder anderen auch Fotos kommen? Würde mich freuen.
Warum geht kein anderer mit dir in die Sauna?? Das läßt tief blicken.
Gutes Gelingen weiterhin.
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Hi Matthias,
habe mir eben mal die Zeit genommen, um mich auf den letzten Stand Deiner Reise zu bringen. Das Geschaukel spüre ich jedenfalls schon beim Lesen. Den Magenta Petrel hätte ich mir zwar irgendwie etwas roter vorgestellt, aber gut aussehen tut er schon. Um die Pinguine beneide ich Dich trotzdem noch mehr! Klingt so, als ob sich die Reise lohnen würde.
Viele Grüße aus dem herbstlichen Taunus,
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