So, nach einem unerfreulichen Winter, in dem es lange so aussah, als ob ich überhaupt nicht fahren könnte, sitze ich jetzt in der Mittagshitze vor unserem Bungalow am Rand des Waterberg Plateus im Norden Namibias.
Jochen und ich haben uns Mitte Januar kurzfristigst entschlossen, doch am 14.02. für 4 Wochen nach Namibia zu fahren. Warum Namibia ? Weil das sicher, einfach zu bereisen, landschaftlich spektakulär und auch kurz vor dem Start noch zu organisieren war. Da da momentan Nebensaison ist haben wir sowohl den Flug als auch ein kleines Wohnmobil von Toyota und die ersten Unterkünfte problemlos gebucht.
unser Wohnmobil vor dem schon vorgebuchten Bush-ChaletDas Plateudes Waterberg, davor kreisten heute die Kaffeenadler
Als wir uns entschlossen hatten, doch wegen der Unabhängigkeit vom normalen Auto auf den Camper zu wechseln, hatten wir die ersten beiden Nächte in Waterberg schon gebucht. Das war aber auch sehr gut, weil wir am 15.2. erst um 13:30 Uhr vom Flughafen los gekommen sind. Dann haben wir uns noch mit einem sehr netten Namibier, einem Freund eines Freundes getroffen. Hanjo hat uns noch tonnenweise Tipps gegeben und ist mit uns einkaufen gegangen. Wir mussten uns dann sputen, die knapp 300 km zum Waterberg vor der Dunkelheit noch zu schaffen. Da angekommen sind wir dann nach einem leckeren Antilopensteak und einem kalten Bierinds Bett gefallen.
Gestern bin ich bei tollem Wetter knapp 50 km nach Süden in den Trans-Golan gefahren, das ist das deutlich niedrigere und flachere Hochplateau, das sich südlich ans Mt Hebron Massiv anschließt. Auch das haben die Israelis im 6-Tage Krieg erobert, und nicht mehr hergegeben. Strategisch klug, weil vorher die Syrer immer von hier Raketen ins Jordantal geschossen haben. Die eine oder andere verfallene Siedlung mit zerschossener Minimoschee erinnert immer noch an die früheren Bewohner.
Gamla
Mein Ziel war der Canyon von Gamla, wo die Israelis ein sehr erfolgreiches Geierschutzprokekt initiert haben. Der Hügelrücken oben im Bild war der Standort der jüdischen Stadt Gamla, die nach langem Wiederstand 67 n. Chr. durch 3 römische Legionen erobert und vollkommen zerstört wurde. Die Ruinen wurden erst nach den 6-Tage Krieg entdeckt und eindeutig zugeordnet.
In den Wänden des tiefen Canyons daneben brüten Gänse- und Schmutzgeier und Habichts- und Schlangenadler. Die kann man von mehreren Aussichtsplattformen schön beobachten.
GänsegeierRüttelnder Schlangenadler fast auf Augenhöhe Adulter, etwas zerrupfter Schmutzgeier
Zwischendurch zogen auch ein paar Adler, Bussarde und wenige Störche durch, besonders die Storchenzahlen waren aber weit vom gestrigen Hammertag entfernt.
Ziehende Schreiadler
Durch die Regenfälle war der gesamte Trans-Golan ein Blütenmeer, was auch von verschiedenen Singvögeln gerne als Rast- oder schon Brutgebiet angenommen wird.
Blaumerle in der Bildmitte
Ich habe da allerdings nicht allzu genau gesucht, weil ich mich doch meist auf die Greifvögel konzentriert habe. Alles in allem auch ein sehr schöner Ausflug.
Heute war ich dann auf dem Mt Hermon, mit meinem vorbestellten und von meinem netten Wohnungsbesitzer organisierten Ticket für die Seilbahn bin ich dann problemlos durch die Kontrollen bis zum unteren Parkplatz auf 1450 m Höhe gekommen. Ab da wird man dann mit Shuttlebussen bis zur Seilbahnstation gefahren und dann geht es mit der Gondel auf 2200 m hoch.
Oben war es dann doch recht frisch, die Israelis tummelten sich mit Ski oder Snowbord auf den Pisten, die Kinder rodelten, bauten Schneemänner oder machten Schneeballschlachten. Das perfekte Wintervergnügen also. Für mich leider nicht so erfreulich, denn Vögel gab es keine.
Ich hatte gehofft, dass der hübsche Rotflügelgimpel, auf den ich schon lange scharf bin, auf den wenigen schneefreien Stellen rund um die Bergstation zu sehen wäre. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht, und auch sonst war es vollkommen vogelfrei da oben. Rund um die Talstation sah es nicht viel besser aus, mit viel Suchen bin ich auf 6 Arten gekommen Amsel, Nebelkrähe, Eichelhäher, Hausrotschwanz, Kohl- und Balkanmeise. Auch die längere Wanderung bergab zum unteren Parkplatz brachte nicht viel ein. Der große Schneeeinbruch vom Freitag hat die Vögel hier offenbar in weiter entfernte Gebiete vertrieben. Ich bin dann noch zu einem hübschen Wald in der Nähe der alten Kreuzfahrerburg Nimrods Fortress gefahren.
Nimrods Fortress
Da gab es zwar Vögel die andere Zielart der Gegend für mich, der Zederngirlitz, ließ sich aber leider auch nicht blicken. Und ein paar normale Girlitze waren zwar genau wie der Zaunkönig neu für den Trip, aber sonst auch nur ein schwacher Trost. Naja, es kann halt nicht immer Alles klappen.
Ich bin vorgestern morgens in Dimona aufgebrochen und habe ohne Birdingstops fast 8 Stunden für die Fahrt in den Norden Israels gebraucht. Obwohl das nur 350 km sind. Aber ab Ber Sheva gab es katastrophale Staus auf der Autobahn wegen häufiger Unfälle. Es hat ab dort teilweise heftig geregnet, mit manchmal flach überflutetet Fahrbahn. Eine Situation mit der manche Israelis offenbar überfordert waren. Ich bin zwar heil durchgekommen auch wenn man mich wegen meiner im Vergleich ziemlich defensiven Fahrweise häufiger mit bösen Blicken bedenkt. Im Großraum Tel Aviv/Jerusalem habe ich mich dann trotz doppeltem Navi mit Google Maps und Mapsme mehrfach krass verfahren. Da ist es ungünstig, alleine im Auto zu sein und sich gleichzeitig auf den chaotischen Verkehr konzentrieren zu müssen. Bei drei gleichzeitig möglichen Abfahrten trifft man dann schnell die falsche. Und der Fehler muss dann erst wieder korrigiert werden, blöd nur, wenn man sich dabei dann nochmal vertut.
Am Ende bin ich dann einfach nur nach Norden aus dem Ballungraum rausgefahren und habe mich dann neu orientiert. Da war ich aber schon auf der westlichen Seite der Carmel-Berge, über die ich dann noch rübermusste, um ins Jordantal und Richtung des Sees Genezareth zu kommen. Bei einer Pause, an der es mal nicht geschützet hat zogen dann mehrere Hundert Weißstörche über mir nach Norden. Wenig später hat ein neuer Starkregen die alle runtergedrückt und die Hänge beidseitig der Straße waren wie weiß überzuckert von rastenden Störchen. Die hatten auch keinen so tollen Reisetag erwischt.
Zumindest war der Verkeht jetzt deutlich leichter dafür wurde das Wetter immer schlimmer, als ich mich ab Kiryat Shemona nach Osten in Richtung Golan und Mt Hermon bewegte. Ab ca. 600 Höhenmeter schneite es und kurz darauf blieb der Schnee auch liegen. In meinem Ziel, der Drusenortschaft Majdal Shams 14 km vom Mt Hermon entfernt lag dann überall außer auf der Hauptstraße 20 – 30 cm Schnee oder Schneematsch und die steilen Nebenstraßen zu meiner Unterkunft mit dem kleinen Nissan hochzukommen, war absolut unmöglich. Glücklicherweise hatte mein sehr netter Vermieter, Majdi, ein weit gereister und sehr sympatischer junger Druse, mir seine Telefonnummer geschickt. Er kam sofort mit seinem großen Auto zu meinem Standort hat mir einen sicheren Parkplatz organisiert und mich und mein Gepäck in die superhübsche und mollig warme Ferienwohnung in seinem Haus verfrachtet.
Da konnte ich dann etwas darüber nachdenken, ob es wirklich schlau gewesen ist, die Unterkunft im Norden nicht im Hula Tal auf 100 Meter Höhe sondern hier am Berg auf 1100 m zu wählen. Aber sowohl Majdi als auch der Wetterbericht sagen, dass es morgen besser werden soll, die Straße zum Mt Hermon wird aber erst übermorgen wieder geöffnet. Majdi hat mir geholfen, für Sonntag morgen ein Ticket für den Skilift zu besorgen, das geht auf der Webseite irgendwie nur mit einer israelischen Kreditkarte.
Nach einer sehr angenehmen Nacht und einem schnellen Frühstück bin ich dann Freitag morgen im Schneetreiben aufgebrochen und wieder ins Tal Richtung Hula Nature Reserve (bzw. Agamon Hula) aufgebrochen. Hier haben die Israelis sehr perfekt einen Teil des ursprünglichen, riesiegen Sumpfgebietes im Jordantal wieder hergestellt, um den Grundwasserspiegel in diesem extrem wichtigen Ackerbaugebiet zu stabilisieren, und den Millionen hier rastenden Wasservögeln wieder einen wichtigen Trittstein zum Auftanken anzubieten.
Ein Teil des Sees und das Wetter war immer noch bedrohlichDas futuristische Besucherzentrum in Agamon Hula von Osten aus gesehen
Im Besucherzentrum war ich offenbar der erste Besucher des Tages kein Wunder bei dem Regen. Ich habe mir erstmal die Ausstellung angeschaut und einen großen Cafe Latte getrunken, dann hörte es wie durch ein Wunder auf zu schütten. Es gibt hier drei Optionen, man kann den See auf einem ca. 11 km langen Rundweg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem elektrischen Golfkarren umrunden, meist auf getrennten Wegen. Es gibt mehrere gute Aussichtspunkte mit Beobachtungshütten. Die waren bei den immer wieder auftretenden starken Schauern zum Teil mit Gewitter und Hagel ( siehe Bild oben) sehr hilfreich. Die Temperaturen ließen selbst hier im Tiefland immer noch zu wünschen übrig, und ich war doch sehr froh über lange Thermounterwäsche und dicke Handschuhe.
Und Vögel gab es natürlich auch. Die hier zu Tausenden rastenden Kraniche überwintern jetzt auch hier und mästen sich in den Erdnussfeldern. Ansonsten ist das Gebiet nicht nur für Wasservögel, sondern auch für rastende Greifvögel extrem wichtig. Es ist wieder nett Kaiser-, Schell-und Schreiadler direkt nebeneinander zu sehen, dazu immer mal wieder einen Fischadler, aber natürlich auch massig Bussarde, Weihen, Gleitaare etc.
RosapelikanBrauliest einer von drei Eisvogelarten im GebietSpornkiebitz, der absolute Krachmacher hierUnd ein Brauner Sichler (extra für Kerstin)
Gegen Mittag waren die garstigen Gewitter und Schauer abgezogen, die Sonne kam heraus und dann ging der Zug los. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen ! Überall im Süden stiegen große bis riesige Schwärme von Weißstörchen auf und zogen dann langsam über die Ebene nach Norden. Teilweise waren da keine Pausen dazwischen, am Anfang habe ich noch versucht zu zählen aber dann bin ich irgendwann zum groben Schätzen übergegangen.
Ein paar Störche vor den Schneebergen des GolanZwischendurch zogen auch ein paar Kraniche
Grob geschätzt sind zwischen 12 und 16 Uhr mindestens 20.000 Weißstörche über mich gezogen wahrscheinlich waren es aber viel mehr. Ich habe natürlich auch die anderen Arten angeschaut und dabei sicher viele Weißstörche verpasst. Und da sind die Tausenden von Störchen, die gleichzeitig über den Golanhöhen östlich des Jordantales entlangzogen noch nicht mitgerechnet.
Es gab außerdem einige andere ziehende Arten dazwischen, einzelne Adler, Bussarde und immer wieder kleine Kranichtrupps. Aber besonders spannend war eine Thermik mit ca. 300 Schwarzmilanen und 25 Schwarzstörchen dazwischen, die wollten offenbar nicht mit ihren weißen Kollegen mitziehen. Insgesamt auf jeden Fall der tollste Zugtag den ich bisher erlebt habe.
Und auf dem Rückweg habe ich dann sogar den Mt Hermon zum ersten Mal zumindest zum Teil gesehen. Und ich habe es geschafft, durch die engen, megaultrasteilen Gassen tatsächlich bis zu meiner Unterlagen hochzufahren, auch wenn mich das einige Schweißtropfen gekostet hat. Von dem gestrigen Schnee ist eine Menge weggeschmolzen, teilweise fühlte es sich so an, als ob man in einem Fluss stromaufwärts fuhr.
Am Montag war ich schon früh morgens auf dem Mount Amassa, einem netten Gebiet ca. 30 min nördlich von Dimona. Das ist eine Hügellandschaft mit jeder Menge alten Ruinen direkt südlich des palästinensischen Westjordanlandes. Glücklicherweise noch außerhalb, weil ich mit meinem Mietwagen nicht in die Palästinensergebiete fahren darf ( nicht, dass ich dazu so große Lust hätte). Deswegen sagten auch alle, man sollte bloß nichts im Auto liegen lassen, und ich war grade beim Spektivaufbauen, da hielt auch schon die israelische Polizei neben mir. Sie sahen aber sofort, dass ich nur ein harmloser Touri bin und fuhren sofort wieder weiter.
Die Gegend sieht erstmal nach nicht alzu viel aus, aber alle israelischen Birder, der nette englische Orni, mit dem ich in Eilat unterwegs war und auch Jochen meinten, dass wäre besonders für Steinschmätzer das absolute Supergebiet. Es war auf jeden Fall voller Vögel, die Ruinen krabbelten nur so von Blaumerlen, normalen und Mittelmeerstenschmätzern und auch mein erster Felsensteinschmätzer hüpfte da herum. Das war die Hauptzielart hier, der erste war aber sehr scheu und nicht fotogen.
Dafür gab es insgesamt drei sehr vertraute Steinkäuze der extrem hellen Nahost-Unterart lilith, die in den Ruinen regelrecht geposed haben.
Auf der Westseite der Straße gab es etwas mehr Vegetation in den Tälern und da sausten vier Grasmückenarten herum unter anderem eine tolle männliche Schuppengrasmücke, erst die 2. für mich auf der Welt. Und weitere vier Felsensteinschmätzer, von den einer mich sogar etwas näher herangelassen hat.
Obendrüber zogen ab und zu ein paar Steppenadler, Schwarzmilane und Falkenbussarde und ein Adlerbussard mit immer wieder kleinen oder größeren Gruppen von Weißstörchen.
Aber auch ein paar nette Säugetiere waren unterwegs zuerst ein am Tag jagender Goldschakal und dann meine erste Edmingazelle. Die lebt in den Bergen im nördlichen Israel und war leider zu schnell für ein Foto. Dafür bin ich dann am Ende noch fast über ein Pärchen Triele gestolpert, insgesamt ein sehr netter Vormittag.
Nachdem ich am 19.03. die Flughühner angeschaut hatte, bin ich mit ein paar kürzeren Stopps zu meiner nächsten Unterkunftin Dimona in der nördlichen Negev weitergefahren. Da sind zwar keine besonderen Stellen in der Nähe, aber es liegt stategisch günstig zwischen dem Toten Meer im Osten, Nizzana im Westen, dem sehr guten Berg Mount Amassa im Norden und dem Avdat Canyon im Süden. Da es mit Unterkünften schwierig war, und ich z. B. rund um Nizzana überhaupt nichts Bezahlbares gefunden hatte, habe ich diese für 5 Nächte gebucht. Da muss ich nicht dauernd umziehen aber etwas mehr Fahren.
Das Hadassa Desert Inn liegt günstig und das Zimmer mit Küchenzeile ist ruhig und bezahlbar.
Morgens bin ich am nächsten Tag früh aufgebrochen und war bei Sonnenaufgang und 2 Grad plus an der bekannten Stelle für die Steppenkragentrappen in der Wüste südlich von Nizzana. Da haben sie einen alten Eisenbahnwagon als Hide zum Trappenbeobachen hingestellt, in eins der besten Trappenreviere.
Von dem aus hat man einen tollen Blick auf die Wüste allerdings braucht man schon ein Spektiv um da etwas zu finden.
Auf dem ersten Bild ist die Trappe drauf, aber so nicht zu erkennen. Die Art mit dem irren Balztanz ist überall nahe am Aussterben, außer in Israel. Sie ist die Lieblingsbeute der superreichen arabischen Falkner, die sie überall mit den unglaublichsten Techniken aufspüren und niedermetzeln. Eine der attraktivsten Seiten der Israelis ist es ja grade dass sie überhaupt nicht jagen und praktisch sämtliche Wildtiere dadurch vollkommen geschützt sind. Das heißt hier hat man noch eine gute Chance, die zu Gesicht zu bekommen. Das hatte ich vorher nur einmal im Wüstennationalpark in Gujarat in NW-Indien, wo ein paar davon überwintern, wenn sie denn auf dem Weg dahin in Pakistan den hinterherreisenden Falkneridioten entkommen.
So, um 6:20 Uhr, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang hatte ich einen Trappenhahn gefunden, auf ca. 600 m Entfernung. Und dann ging die Balz auch schon los. Es muss also irgendwo ein Weibchen zugeschaut haben die konnte ich aber nicht entdecken. Der Hahn steht ruhig in der Wüste und entfaltet langsam die langen weißen Schmuckfedern auf seiner Brust und spreizt die ringförmig nach außen. Dann legt er auf einmal den Kopf nach hinten und versteckt den im Rückengefieder. Der weiße Federkranz zeigt jetzt nach oben und sieht aus wie ein flauschigweißer Federring auf Beinen. Und so rennt der Hahn jetzt im Zickzack für eine Weile durch die Gegend. Keine Ahnung, warum er dabei nicht in Büsche oder Felsen reinrennt, wo er doch eigentlich nichts sehen kann ? Sieht auf jeden Fall ziemlich skurril aus, die Beschreibung der Engländer im Titel triff es ziemlich gut.
Ja, es gab natürlich auch noch ein paar andere Vögel, die näher dran waren und sich besser fotografieren ließen.
Raubwürger Chukarhuhn
Nachdem die Trappenbalz gegen 8 Uhr zu Ende war und der Hahn spurlos verschwand, war ich doch sehr froh, dass ich so früh da war, auch wenn es schweinekalt war. Ich war dann noch an einer aussichtsreichen Stelle in der Sandwüste Wüstenrennvögel suchen. Nach einer Weile und einigen auf den Sandpisten etwas kniffligen Fahrsituationen habe ich dann tatsächlich eine Achtergruppe gefunden, leider ebenfalls zu scheu für halbwegs vernünftige Fotos. Auf dem Rückweg bin ich dann noch am eindrucksvollen En Avdat Canyon im gleichnamigen Nationalpark vorbeigefahren.
Da sprudelt eine Quelle im Canyon und der entstehende Bach hat eine grüne Oase mitten in der Wüste entstehen lassen. Leider von mehreren Busladungen sehr lauter Schulkinder besetzt so dass außer unglaublichen Echos nicht viel zu erleben war.
Abends war ich dann noch auf den Feldern des Kibbutz Sede Bokher neben dem Nationalpark spotlighten.nDie Felder sind mir als aussichtsreiche Stelle für Wölfe genannt worden. Allerdings ist es anspruchsvoll, selber gleichzeitig Auto zu fahren und mit der Lampe auf den Felder nach leuchtenden Augen zu suchen. Ich habe da mehrfach sehr schöne tiefe Löcher mit den Reifen gefunden und der Unterboden sah wahrscheinlich auch schon mal besser aus. Es war außerdem wieder extrem kalt ( mit der Lampe geht das ja nur mit offenem Fenster) und windig, so dass ich nach 1 Stunde aufgegeben habe. Und nur ein einzelner Fuchs war das ganze Ergebnis.
Von dort war es dann noch eine halbe Stunde bis zur Unterkunft insgesamt ein langer Tag.
Am Samstag morgen bin ich schon um 5:30 endgültig aus Eilat abgefahren. Tat mir etwas leid, die sehr schöne und ruhige Ferienwohnung zu verlassen, wo der Zug nach dem Abflauen des Nordwindes grade richtig loszugehen scheint. So früh bin ich gefahren, damit ich rechtzeitig an ein paar Klärteichen in der Wüste nördlich der Shizzafon Kreuzung ca. 60 km von Eilat sein konnte. Die sind mir von Klil als sichere Stelle für Tropfen- und Kronenflughuhn genannt worden. Die Kronenflughühner hatte ich in Ovda ja toll gesehen, aber Tropfenflughühner bisher nur zweimal kurz gehört. Die kommen regelmäßig einmal am Tag aus der Wüste an die gleichen Wasserstellen zum Trinken. Klil meinte, es würde so ab 7:30 Uhr losgehen, deswegen war ich zur Sicherheit um 7 Uhr in Position. Die mit Folie ausgelegten Teiche sahen erstmal nicht besonders einladend aus.
Es waren auch außer ein paar Spornkiebitzen, die zuerst einen Höllenlärm veranstalteten, und ein pasr trinkenden Felsentauben kaum Vögel da. Das änderte sich ab 8:15 Uhr dann aber schlagartig, als erst eine Gruppe von 20 Kronen- und dann auch die ersten Tropfenflughühner auftauchten.
TropfenflughühnerKronenflughühner Und nochmal Tropfen, oben das Männchen.
Dann ging es aber richtig los mit einem ständigen Kommen und gehen von teilweise großen Trupps. Insgesamt waren es sicher mindestens 40 Kronen- und deutlich über 150 Tropfenflughühner. Das war wieder eine Stelle, die wirklich geliefert hat. Um kurz nach 9 Uhr war die Show dann vorbei, und ich habe mich auf den Weg nach Norden zu meiner 2. Unterkunft gemacht.
Auch wenn es nördlich von Eilat zum Teil wirklich extreme Wüstengebiete gibt haben die Israelis hier doch auch eine Reihe von hübschen grünen Oasen geschaffen, die den Vögeln eine Kette von Trittsteinen in der Mondlandschaft bieten. Am bekanntesten ist die Ortschaft Yotvata und da besonders die Felder zwischen dem Ort und der jordanischen Grenze. Ich war dreimal da, und die Variationsbreite der anzutreffenden Arten ist schon erstaunlich. Besonders bekannt ist die Gegend auch für zwei Nachtvögel, den Pharaonenziegenmelker und den Wüstenuhu, sowie einzelne Beobachtungen der Streifenhyäne. Deswegen war ich auch zweimal abends da. Die Leute aus dem Ort kennen das Spiel schon, wenn da abends Autos mit starken Lampen durch ihre Felder fahren. Sie wissen, das sind nur verrückte Ornis und keine Eindringlinge von jenseits der Grenze.
Der Mond geht über Jordanien auf und die Schakale heulen.
Leider hatte ich beim ersten Versuch kein Glück und nur nicht zählbare, weit entfernte und kurze Beobachtungen eines Ziegenmelkers. Dafür drei tolle und nahe Schleiereulen Goldschakal, Rotfuchs und Kaphase. Beim 2. Mal hatte ich den netten jungen Birder aus Eilat mitgenommen der hatte einen unglaublich starken Scheinwerfer dabei. Der Wüstenuhu und die Hyänen haben sich zwar wieder nicht gezeigt, aber dafür haben wir den Pharaonenziegenmelker toll aus nächster Nähe gesehen. Er hat sogar zwei komplette Runden um uns herum gedreht, besser geht es kaum. Als Zugabe gab es dann noch eine nahe Zwergohreule in einem Baum, bevor wir Schluss gemacht haben.
Ein weiterer toller Platz ist das kleine Kibbutz Samar etwas weiter das Tal rauf. Hier ist der grüne Fleck wirklich nur innerhalb der runden Begrenzungszaunes des Kibbutz, dafür sind hier aber dank der Bewässerung Bäume, Büsche, Rasenflächen und teilweise kleine Dickichte zwischen den Obstbäumen und Häusern.
Die Leute sind vollkommen entspannt gegenüber den Birdern, die quer durch ihr Zuhause wandern. Zäune gibt es nicht, und wenn man etwas aufpasst und nicht mit den Hunden (die meist aber auch nett sind) aneinandergerät, kann man überall auf Überraschungen stoßen.
Die Häuser sind alle etwas chaotisch gestaltet, teilweise überall mit Kunstwerken verziert und haben viel Platz dazwischen. Überall sausen auch freundliche, etwas zottelige Kinder rum und spielen richtige Geländespiele (ohne Smartphone).
Da würde ich als Vogel auch eine Zwischenlandung einlegen. Jedenfalls nett, mal wieder einen Wendehals auf einer Rasenfläche, eine Blaumerle auf einem Zaun und ein Blaukehlchen im Hausgarten zu sehen.
Der Star der Show ist hier aber der Rußheckensänger, ein eigentlich afrikanischer Singvogel, der sich hier vor ein paar Jahren im Südzipfel Israels als seltener Brutvogel angesiedelt hat. Zuerst gab es einzelne, länger verweilende Irrgäste, und dann die ersten Bruten. In diesem Jahr gibt es nur wenige bekannte Reviere, aber drei davon liegen in diesem Kibbutz. Deshalb kennt hier auch jeder die Vögel und obwohl die sich fast nur am Boden aufhalten, schaffen sie es offenbar, nicht von den Katzen gefressen zu werden.
Man bekommt ständig Tips, wo die Vögel grade waren, die sind aber ziemlich mobil in ihren wohl recht großen Revieren. Das heißt sie sind dann immer schon wieder woanders. Aber da das Gebiet nicht so groß ist, kommt !an nach einer Weile dann doch zusammen, und ich zu einer neuen Art in der Westpalearktis.
RußheckensängerNur echt mit der coolen Unterschwanz-Musterung
Ja, und dann gibt es noch die Stellen, an denen man von alleine nicht anhalten würde, wo aber zur Zugzeit auch immer alles mögliche auftauchen kann. Ich war noch nördlich von Yotavata bei Yahel unterwegs gewesen und hatte mich über die ca. 15 am Straßenrand mitten in der Wüste abgestellten Autos aller möglichen Sorten gewundert. Da ich keine Leute gesehen habe, bin ich weitergefahren, dachte aber dass das so aussehen müsste, wenn hier irgendwo eine richtige Seltenheit auftaucht. Und so war es denn auch, Israels 3. Turkestanwürger ist da durch Zufall morgens von einer Birdergruppe gefunden worden. Als ich das später durch Klil mitkriegte, bin ich sofort zurück gefahren. Leider waren alle israelischen Twitcher schon wieder weg und an den Google-Koordinaten vom Morgen saß der Vogel nicht mehr.
Glücklicherweise habe ich ihn nach einer kurzweiligen Dreiviertelstunde wiedergefunden, direkt bevor Steve Arlow, ein netter Engländer, ankam. Den hatte ich verständigt er ist wegen der Art aus Eilat hochgesaust. Fast wie beim Twitchen zuhause.
Die Zeit des Suchens war deshalb so nett für mich, weil es in dem Streifen von niedrigen Büschen entlang der Straße tatsächlich von Vögeln wimmelte. Und das waren nicht nur die allgegenwärtigen Klappergrasmücken, sondern auch mehrere Maskengrasmücken, zwei Rotkopfwürger, ein Raubwürger und Trupps von Grauortolanen und Weißflügelgimpeln. Man wusste gar nicht wo man zuerst hinschauen sollte. Deswegen fährt man zur Zugzeit nach Israel !
Weil ich am Dienstag die 17 Knackerlerchen ja leider nur sehr kurz gesehen hatte, bin ich Donnerstag noch einmal ins Ovda-Valley gefahren. Wie stark die Fluktuation der Vögel dort ist musste ich aber leider feststellen. Auf allen Flächen, auf denen ich am Dienstag Hunderte von Lerchen, Piepern und Steinschmätzern gesehen hatte war praktisch nichts mehr los. In drei Stunden von Sonnenaufgang an habe ich nur eine Handvoll Hauben- und Sandlerchennund ein paar Isabellsteinschmätzer gesehen. Krass wie sich das verändert hatte, und gut, dass ich da vor 2 Tagen schon mal war.
Praktisch die einzige gute Art war mein erster Asiatischer Wildesel, der da alleine durch die Wüste lief.
Die haben die Israelis genau wie die Wüsten-Oryxantilopen, Gazellen und ein paar andere Arten wieder in der Negev angesiedelt, und bei den Wildeseln hat das auch hervorragend geklappt. Die ersten Tiere kamen wohl aus einer Herde im Zoo vom Shah voon Persien, wo die Art zum Glück überlebt hat. Jetzt gibt es aber auch noch ein paar Stellen im Iran und in Turkestan, wo sie wieder vorkommt. Auf jeden Fall nett zu sehen.
So heute morgen bin ich schon um 6 Uhr aus Eilat abgefahren, nach sechs ganzen Tagen dort. Und ich habe noch gar nichts weiter darüber geschrieben. Aber die Tage waren ordentlich vollgepackt, ich bin kaum zum Essen und Schlafen gekommen geschweige denn zum Bloggen.
Eilat liegt einfach supergünstig mitten in der Zugstraße des Arawatals, also einer nördlichen Verlängerung des ostafrikanischen Grabenbruchs, den die Zugvögel entlangkommen. Dummerweise müssen sie dabei über den Sinai bzw.das Rote Meer, und entsprechend hungrig und schlapp kommen sie dann in Eilat an. Da treffen sie aber nicht nur auf Gärten, bewachsene Wadis und Parks sondern auch auf das Eilat Bird Sanctuary, ein toll angelegtes Vogelschutzgebiet mit Gehölzen und Gewässern. Da wimmelt es nicht nur von Vögeln, sondern auch von äußerst kundigen Ornis, die sehr gerne Auskunkf über momentane Seltenheiten und gute Stellen geben. Ich habe mich mit Klil angefreundet einem 18-jährigen Volunteer, der in dem Alter schon bei den Topbirdern Israels mitspielt. Der hat mich mit Google-Maps Punkten in ganz Israel bombardiert, wenn ich die alle ausprobieren würde, müsste ich noch einen Monat hierbleiben.
Einer der Teiche im Bird Park
Wenn es richtig mit dem Vogelzug losgeht, sitzen selbst in den Anlagen am Strand überall Vögel. Leider wimmelt es da von streunenden Katzen, ich habe beim Spazierengehen und nach Seevögeln schauen da zwei Schwalben wie die hübsche Rötelschwalbe oben als Katzenfrühstück enden sehen.
Durch den starken, kalten Nordwind, der die ganze Woche geweht hat, hat der Zug aber noch nicht richtig losgelegt, es waren zum Beispiel auch keine 1000ende von Greifvögel in der Luft. Aber Trupps von Falkenbussarden (östliche Unterart des Mäusebussards) gab es schon immer wieder.
Und auch immer wieder große Trupps von Schwarzmilanen, einzelne Weihen und Schlangenadler oder Zwergadler wie dieser hier.
Beim einzigen Trupp von Steppenadlern, die ich gesehen habe, war die Kamera grade nicht griffbereit, schade.
Besonders spannend ist da außerdem ein kleines Vorkommen des asiatischen Schopfwespenbussards. Eilat ist so ziemlich der einzige Punkt in der Westpalearktis, wo man die Art sehen kann. Früher nur ab und zu mal auf dem Zug im April wo man dann Einzelvögel aus den Zehntausenden von ziehenden Wespenbussarden rausarbeiten musste. In den Dattelpalmplantagen in Eilat und im benachbarten Jordanien hat sich aber in den letzten Jahren eine standortfremde Honigbiene mit frei hängenden Waben angesiedelt. Seitdem überwintern in den letzten Jahren auch einzelne Schopfwespenbussarde in der Gegend und pendeln über die Grenze hin und her. Auch für diese Art ist der Bird Park günstig ich habe ihn da jedenfalls sehr schön gesehen.
Jetzt wo der Zug wahrscheinlich grade wirklich losgeht hätte man sicher auch zwei Wochen am Stück hier zubringen können, ohne das es langweilig geworden wäre. Und Eilat liegt ja nur am Südrand einer Masse von guten Stellen, die alle immer für eine Sensation gut sind.
Die meisten meiner Zielarten hier im Süden Israels sind extreme Wüstenbewohner, und erfordern etwas Fahrerei. Deswegen hatte ich sie bei den letzten Trips ohne Auto auch nicht erwischt. Gestern bin ich um kurz nach 5 Uhr aufgebrochen und 50 km nach Norden an der ägyptischen Grenze entlanggefahren. So früh am Morgen war sonst noch niemand unterwegs, außer ein paar Grenzposten auf der anderen Seite vom Stacheldraht. Hinter dem kleinen, wohl militärischen Wüstenflughafen von Ovda bin ich dann von der Hauptstraße in das Ovda Valley ein weites flaches Wüstental abgebogen. Da hatte es in diesem Winter geregnet, und die Bedingungen sind gut.
Das braungrünliche in der Mitte ist Vegetation, die sich in einer Ablaufrinne angesiedelt hat. Sieht murkelig aus, ist aber offenbar die gedeckte Partytafel mit Buffet für diese Hardcore-Wüstenvögel. Ich war auch erst knapp eine Stunde durch die Gegend gewandert als ich runde Formen entdeckte die sich bewegten, und deshalb kein Wildeselkot ( der da überall rumliegt) sein konnten. Und tatsächlich waren es 17 Knackerlerchen, gleich die ersten Vögel waren die für mich wichtigsten auf diesem Trip. Ich hatte sie grade 3 Minuten im Spektiv bewundert und begann, mir Gedanken zu machen, wie ich das mit den Fotos anstellen könnte. Da flog ein Kleinflugzeug niedrig über uns drüber, die Lerchen flogen alle auf und außer Sicht, grrr !
Bei der anschießenden Suche habe ich eine noch größere grüne Fläche gefunden, und auf der wimmelte es von Vögeln. Mindestens je 6 Saharaohrenlerchen und Sandlerchen, beides Lifer, und dazu Hunderte von Kurzzehen- und Haubenlerchen, Isabellsteinschmätzern und ein paar normale Steinschmätzer, Brachpieper und Bachstelze. Wow, was für ein Gewimmel!
Saharaohrenlerche
Gut zu fotografieren waren sie allerdings nicht, es begann schon zu flimmern und Deckung gibts da natürlich auch keine.
Auf dem Rückweg zum Auto bin ich dann noch über meine erste Wüstenläuferlerche gestolpert, das war die Hauptwunschart Nr. 2. Auf einem 3-Stunden-Spaziergang 4 für mich neue Lerchenarten, das hätte ich mir doch deutlich schwieriger vorgestellt. Die Wildesel habe ich nicht gesehen auch wenn da überall Spuren und Eseläpfel waren, und Flughühner gab es auch keine.
Nach ein paar Käsebroten mit leckerem Humus bin ich noch etwas die Straße entlanggefahen und habe Esel gesucht. Dabei fiel mir ein dicht gedrängter Voelschwarm auf der aus den Hügeln in Richtung Ebene sauste, und direkt neben der Straße landete. Ich war begeistert, als ich langsam daneben ausrollte, die sich von mir überhaupt nicht stören ließen und ich mir 47 Kronenflughühner aus nächster Nähe anschauen konnte. Genial, denn das ist das schwierigste der Flughühner hier, und ebenfalls neu für mich.
Diese Stelle, die mir ein netter junger Birder vom Birdwatching Center in Eilat gegeben hatte, war wirklich aktuell und hat geliefert. So kann es weitergehen.