Wir sind nach einem schnellen Frühstück in einem Nudelsuppen-Shop
Ein leckeres Frühstück
zum Flughafen gefahren und sind mit einem Morgenflug über den Tienshan nach Süden nach Korla geflogen. Das ist eine kleinere Stadt mit ca. 500.000 Einwohnern im Zentrum der uigurischen Republik. Der Flug war kurz und angenehm, leider ist Jochens Rucksack nicht mitgekommen. Hoffentlich nicht zu schlimm, weil wir Dienstag von hier weiterfliegen. Bis dahin werden sie ihn hoffentlich nachliefern.
Vom Flughafen ging es mit dem Bus, der uns schon erwartete, am Nordrand der Taklamakan-Wüste nach Westen. Das ist die zweitgrößte Sandwüste der Welt, mit 230.000 Quadratkilometern ca 1,5 mal so groß wie Deutschland mit angeblich bis zu 300 m hohen Dünen.
Die haben wir nicht gesehen, wir haben aber auch im Tamariskengestrüpp am Straßenrand mehr nach dem in dieser Wüste endemischen Xingjiang Ground-Jay ( Weißschwanzhäher) gesucht. Diese wüstenbewohnenden Bodenhäher sind eine Gruppe von vier Arten, von denen ich noch keine einzige gesehen hatte. Entsprechend hoch stand der auf der Wunschliste.
Die ersten Versuche einer Wanderung in der Wüste parallel zur Straße in der Mittagshitze bei 38 ° im Schatten verliefen erfolglos, in der ersten Stunde haben wir keinen einzigen Vogel und auch sonst kaum ein Lebewesen gesehen.
Blühende Tamariske
Und auch auf Elans Klangattrappe gab es keine Reaktion. Aber beim 3. Stopp haben Elan und Jochen dann ein Exemplar gefunden, das wir alle mehrfach kurz im Flug gesehen haben. Uff, das hat den Druck von der Suche genommen.
Weißschwanzhäher im Abflug
Kurz vor Lungtai haben wir dann in einem Grillrestaurant in einem Dorf an der Straße ein spätes Mittagessen mit leckeren gebratenen Nudeln gehabt.
Elan organiert selbst beim Essen
Vom Klofenster aus hat Jochen in der Ruderalfläche hinter den Gebäuden einen Steppenspötter gefunden, eine seiner Wunscharten in der Gegend (typisch). Wir haben da dann mindestens 2 Steppenspötter und 3 Klappergrasmücken der Wüstenform minula, die häufig auch als eigene Art geführt wird, beobachtet.
Das war mal ein profitables Mittagessen. Vollgestopft und zufrieden sind wir dann nach Süden abgebogen um noch einen Pappelwald in der Wüste, den Tarim Poplar Forest Park anzuschauen.
Auf dem Weg gab es dann noch zwei weitere Weißschwanzhäher, der 2. war ausgesprochen kooperativ und ließ sich auch mal im Baum fotografieren.
So laufen die normalerweise am Boden
Das war wesentlich besser als heute Mittag, auch wenn inzwischen so viel Staub in der Luft war, dass an gute Bilder nicht mehr zu denken war. Daneben saß mit Saxaul Sparrow noch ein weiterer Lifer für fast alle von uns.
Der Pappelwald ist groß mit hohen Bäumen und ein paar Flussbetten und Kanälen drin, leider ziemlich verlärmt durch den Lastwagenverkehr auf der nahen Straße. Hier haben wir am Abend dann den endemischen Tarim Babbler und den auf solche Pappelwäldchen in der Wüste spezialisierten Weißflügelspecht gefunden.
Weißflügelspecht
Gegen 22:30 Uhr waren wir dann nach einem weiteren langen Tag in unserem tollen Hotel in Luntai und sind nach dem Zusammenstellen der Tagesliste ziemlich platt ins Bett gefallen. Zwar anstrengend, aber mit weiteren 5 neuen Arten für mich extrem erfolgreich !
Entgegen meinen sonstigen Reisemöglichkeiten bin ich in diesem Jahr mal zu einer schon länger geplanten Tour im Sommer aufgebrochen. Die Reise nach Tibet hatte ich mit Jochen Dierschke so geplant, dass es grade noch so zwischen unsere wichtigsten beruflichen Arbeitsblöcke rein passte.
Wir haben die Reiseroutean die offizielle Tour nach Xinjiang und Tibet von Birdtour Asia, einer auf Birder spezialisierten Reisegesellschaft angelehnt und sie dann als Custom Tour unseren Wünschen angepasst. James Eaton, einer der beiden Chefs von BirdtourAsia war da extrem hilfreich. Er hat unsere Wünsche bei einem Stopover in Chengdu im westlichen Szechuan und vor Allem zwei Extratage auf dem Hochland in einem Tal mit der Chance auf eine Beobachtung des Schneeleoparden mit inden Reiseplan eingearbeitet. Zwei Mitreisende waren mit Volker Schmidt und Sönke Tauz schnell gefunden und dann konnten die Vorbereitung losgehen.
Am Freitag, dem 13. Juni ging es dann los, und am 14.6. sind wir dann nach 9 Stunden in Peking zwischengelandet. Nach erneuten intensiven Kontrollen des Handgepäcks ging es dann weiter mit einem vierstündigen Inlandsflug nach Urumqi, einer Stadt mit 4 Millionen Einwohnern in der Provinz Xinjiang im Nordwesten von China. Hier erwartete uns Elan James, unser junger chinesischer Guide und Organisator für die nächsten 3 Wochen. Er ist 25, studierter Mediziner und einer der chinesischen Birdguides, der am schnellsten auf dem Weg nach oben ist, laut James Eaton. Elan ist auf jedenFall supernett und macht einen ausgesprochen kompetenten Eindruck.
Wir haben schnell in unserem Hotel eingecheckt und sind nach kurzer Pause noch für ein paar Stunden in den nahen botanischen Garten von Urumqi gegangen, um die ersten Vögel zu sehen.
Botanischer Garten Urumqi
Die hatten noch ein ziemliches westpaläarktisches Flair mit Amsel, Misteldrossel, Kohlmeise, Elster, Rauchschwalbe und Mauersegler. Dazwischen aber auch ein paar Orientturteltauben und mehrere Familien der hübschen Lasurmeise. Das ist eine kleine Meise, die ähnlich wie eine Blaumeise aussieht, aber das gelb durch weiß ersetzt hat. Das war die erste für mich neue Art des Trips.
MisteldrosselLasurmeise
Hübsch waren auch Trupps vonnhier allerdings ausgesetzten Blauelstern
Nach einem hervorragenden Abendessen mit Round Table in einem benachbarten Restaurant sind wir dann früh ins Bett gefallen.
Am Sonntagmorgen ging es dann um 5:45 Uhr los nach Süden Richtung des Tienshan-Gebirges. Vor den Bergen auf dem Weg haben wir außerhalb eines kleinen Dorfs Station gemacht, an einer bekannten Stelle für die Braunkopfammer.
Beobachtung am Fuß des Tienshan
Die hat zwar nicht mitgespielt, aber es war trotzdem nettes Birden in einer steppenartigen Ruderalfläche. Überall Rotschwanzwürger und Feldsperlinge, aber auch mehrere Sperbergrasmücken, ein brütender Steinsperling,
ein kooperativer Steinrötel
mehrere fütternde Rotschwanzwürger
und singende Brachpieper
Schließlich gab es noch eine Blauracke kurz nach der Abfahrt. Auf der anderen Straßenseite hat Volker dann noch ein Bartrebhuhn gefunden, das in 500 m Entfernung auf einer grasigen Böschung posierte. Das war schon der nächste Lifer, sehr schön.
Danach waren wir in einem Tal im Tienshan auf 2100 m Höhe. Die ganze Gegend am Talgrund war supertouristisch, mit Lautsprecherdurchsagen und Touribussen. Wir sind in ein Nebental aufgestiegen, wo eine Skipiste durch guten Nadelwald führte.
Hier sangen mehrere Schwarzkehlbraunellen und Grünlaubsänger ließen sich auch schön anschauen. Eine der wichtigsten Zielarten war hier der hübsche Blue-capped Redstart, ein Rotschwanz in blau, weiß und schwarz ohne jedes rot. Den haben wir irgendwann auch gefunden, er war aber superscheu und hat immer wieder nur kurze Flugbeobachtungen zwischen den Nadelbäumen zugelassen. Beim Abstieg haben wir dann noch ein paar Fichtenammern gesehen, die wir schon mehrfach vom Gegenhang gehört hatten. Nach einem reichhaltigen Mittagessen in einem kleinen Grillrestaurant etwas hangabwärts waren wir dann noch in einem weiteren schmalen und steilen Nebental.
Hier waren die Hangwiesen voller Murmeltierbaue, und auch die Bewohner, Gray Marmots (Graues Murmeltier) waren wenig scheu und ließen sich gut beobachten.
Graues Murmeltier
Der Starvogel hier ist der superschöne Rufous-backed Redstart, eine der schönsten asiatischen Rotschwanzarten. Von dem haben wir dann ein Paar superschön gesehen.
Von Jochens Display, Rufous-backed Redstart
Am Auto gab es dann in einem kiesigen Flussbett noch einen Trupp Rotstirngirlitze, die da nach Unkrautsamen suchten.
Rotstirngirlitz
Nach einem letzten Stopp an einer Ruderalfläche innerhalb des Ackerlandes, wo wir nochmal vergeblich nach Braunkopfammern gesucht haben, sind wir dann zurück nach Urumqi ins Hotel gefahren. Immerhin gab es da noch 2 sehr coole Graukopfstieglitze.
Nebenan im Restaurant gab es noch ein köstliches Abendessen
und ein Bier beim Listenschreiben und dann sind wir kurz vor Mitternacht todmüde ins Bett gefallen. Aber ein sehr erfreulicher Tag mit 3 Lifern für mich, Bartrebhuhn, Fichtenammer und Rufous-backed Redstart.
Am Morgen des 1. März bin ich vom Hotel zum Hafen gefahren, nur um herauszufinden, dass die Präsidentin da heute eine Rede hält und der Hafen deswegen von außen abgeriegelt ist. Die Schnellfähre nach Pemba sollte eigentlich um 12:30 Uhr abfahren, aber da wurde der Hafen grade erst wieder geöffnet. Dann musste noch alles Gepäck durchleuchtet werden, und dann begann das große Gedränge and den Gangways.
jeder will auf die Fähre
Das war genauso schlimm wie in Indien, und genauso nutzlos, den es gab innerhalb der modernen Fähre mehr als genug Sitzplätze. Mit mehr als einer Stunde Verspätung sind wir dann endlich gestartet, um dann natürlich auch 1 Stunde später anzukommen. Ich hatte meine Fahrt zu meiner Lodge im Nordwesten der Insel vorher organisiert und hatte die Nummer des Fahrers. Ich konnte ihn also vorwarnen. Was ich nicht einberechnet hatte, ist dass seit September jeder Tourist, der nach Sansibar oder Pemba will, eine obligatorische, staatliche Reiseversicherung für 44 $ abschließen muss. Das ist natürlich nicht für Deine Sicherheit, sondern um Geld für den neuen Mercedes des entsprechenden Ministers zu sammeln. Das hätten sie mir beim Kauf des Fährtickets ja sagen können. Am Hafen hatte ich kein mobiles Internet, um das selber zu machen, und die offiziellen Clowns, die es dann mit ihren Handys oder einem extra herbeigeschafften Laptop ( ja so etwas können die tatsächlich auch bedienen) machen wollten, hatten auch kein Glück. Es hat dann nochmal 1 Stunde gedauert, bis es endlich funktioniert hat und ich mein Gepäck erneut durchleuchten lassen konnte. Ich war, gelinde gesagt, etwas geladen und habe das die Heinis auch ziemlich deutlich gesagt. Naja, die konnten ja eigentlich nichts dafür, aber wenn schon krasse Korruption, dann sollte sie wenigstens technisch funktionieren. Eddie, der Fahrer und Vogelguide der Swahili Divers Lodge hatte vor dem Hafentor gewartet und sagte auch nur, das wäre halt die allgegenwärtige Korruption. Wir sind dann mit seinem kleinen Auto nach Norden gefahren und haben im letzten Licht nach 80 km Fahrt an einem Stakeout noch 3 Dickinson’s Kestrels gesehen.
Dickinson‘s Kestrel
Das ist ein kleiner Falke, der in Afrika zwar weit verbreitet, aber überall schwierig ist. Ich hatte den zwar schon oft gesucht, aber noch nie gesehen. Die sehr schönen Beobachtungen im Abendlicht haben meine Stimmung doch extrem deutlich gehoben. Die hübsche, relativ einfache Lodge liegt im Nordteil der Insel direkt an der Westküste von Pemba.
Restaurant Swahili Divers
Sie wird vor Allem von Tauchern frequentiert, aber auch die Birder steigen hier gerne ab, weil sie nur 2 km vom Naturschutzgebiet des Ngezi Forest entfernt ist. Und da kann man alle 4 endemischen Vogelarten sehen. Der endemische Nektarvogel und der Brillenvogel sind auch auf dem Gelände der Lodge zu finden, und auch die ebenfalls nur hier vorkommende Grüntaube (?, Pemba Green Pigeon) kann man mit etwas Glück auch hier sehen. Mein Zimmer mit einem riesengroßen, erhöhten Bett und einem dazu passenden Moskitonetz hat einen klaren Vorteil, nämlich eine neue, leise und super funktionierende Klimaanlage. Normalerweise bin ich ja kein Freund von den Dingern. Aber bei den, selbst nachts noch an den 30 Grad kratzenden, Außentemperaturen ist es nett, ohne Ohropax bei 24 Grad schlafen zu können.
Small-eared Galago
Jedenfalls bis nachts um 3 Uhrzwei sich jagende Galagos (nachtaktive Halbaffen) mit Riesenkrach vom Nachbarbaum auf das Blechdach der Hütte sprangen. Da stand ich dann doch hellwach im Bett.
Am nächsten Morgen war ich erstmal länger im Meer direkt vor der Lodge schwimmen und bin dann bei ein paar anderen Gästen, die nur an diesem Tag hier waren, bei einer Bootsfahrt zum Tauchen und Schnorcheln mitgefahren. Da ich die nächsten 3 Tage der einzige Gast der Lodge bin, wäre so eine Tour für mich alleine sehr viel teurer. Und das Schnorcheln vor der Lodge ist nicht so ergiebig, da hier kein Riff ist. Das war allerdings auch an den beiden Stellen, an denen wir bei zwei vorgelagerten Inseln jeweils 1 Stunde geschnorchelt sind, kaum der Rede wert. Es gab zwar einige lebende Korallen, aber das meiste war tot, entweder durch Bleiche, oder durch Anker oder Netze beschädigt. Es gab zwar ein paar kleine bunte Fische, aber sonst war nicht viel zu sehen. Da meine letzten Schnorchelerinnerungen aus den unglaublichen Riffen vor Waigeo westlich von Neuguinea 2019 noch fest in meiner Erinnerung verankert sind, war das hier nicht der Rede wert. Außerdem hatte ich zwar, um meinen ungebräunten Rücken zu schützen, einen Neoprenanzug ausgeliehen. Der endete aber über dem Knie und ich habe mir darunter beim Schnorcheln in den Kniekehlen und Waden einen mörderischen Sonnenbrand geholt. Der macht momentan, 3 Tage später, noch keine Anstalten zurückzugehen, sehr unangenehm.
Nachmittags war ich mit Eddie im Ngezi Forest, wo er mir zuerst einen großen Schlafplatz der riesigen Pemba Flughunde gezeigt hat.
Pemba Flying Fox
Hier hingen über 100 dieser bedrohten Art in den Bäumen. Die wurden früher intensiv gejagt und gegessen, heute sind sie geschützt und werden dank einer Aufklärungskampagne auch kaum noch gewildert. Deswegen haben sich die Bestände offenbar wieder leicht erholt.
Danach haben wir am Waldrand etwas gebirdet und auch ein paar nette Arten gefunden wie diesen hübschen kleinen Eisvogel.
Gewartet haben wir auf die Dunkelheit, weil erst dann die endemische Pemba-Zwergohreule zu rufen beginnt. Zuerst mussten Eddie und der Ranger, der uns begleiten musste, aber das Fasten brechen, denn es ist Ramadan. Und da dürfen erwachsene Moslems ja den ganzen Tag weder Essen noch trinken. Die beiden haben dann auch jeder erstmal 1,5 l Wasser getrunken und ein großes Paket Datteln gefuttert. Dann haben zuerst die letzten Mangrove Kingfisher gerufen, dann fingen die ersten Bushbabies ( Galagos) an zu rufen, und schließlich starteten die Zwergohreulen. Die sind hier aber offenbar häufig, wir haben jedenfalls auf Anhieb 3 rufende Vögel gehört und ohne Probleme auch 2 davon toll gesehen.
Pemba Scops-Owl
Das war mal eine angenehme Abwechslung, eine leicht zu sehende Eule in Afrika. Insgesamt ist die Avifauna von Pemba eher artenarm, aber am nächsten Morgen habe ich dann nach einigen Versuchen auch die endemische Taube gut gesehen, wenn auch bisher ohne Fotos. Dafür haben ein paar Fotos vom Brillenvogel gut funktioniert.
Pemba White-eye
Im Offenland in der Nähe der Lodge gab es neben einigen Madagascar Bee-Estern auch viele Blauwangenspinte.
Blauwangenspint
Und an den bei Ebbe erscheinenden Felsbereichen vor der Lodge
Felswatt vor der Lodge
kamen neben häufigeren Limikolen wie Regenbrachvogel, Steinwälzer, Grünschenkel und Kiebitzregenpfeifer auch immer wieder einzelne Reiherläufer vorbei.
Reiherläufer
Das war nett, diesen ungewöhnlichen Watvogel aus dem Schatten heraus bei der Krabbenjagd zu beobachten.
Hier außerdem auch immer wieder einzelne weiße oder schwarze Dimorphic Egrets, kleine Reiher, bei denen noch nicht raus ist, ob sie eine Untersrt des Seidenreihers oder eine eigene Art sind. Während bei Seidenreiher schwarze Exemplare aber die absolute Ausnahme sind, bilden sie beim Dimorphic Egret mindestens die Hälfte des Bestandes.
Das Lodgegelände ist auch nachts interessant, nicht nur wegen der recht häufigen Galagos sondern auch weil hier noch der Palmendieb vorkommt. Das ist eine riesige Landkrabbe und mit bis zu 4 kg Gewicht das schwerste wirbellose Tier an Land.
Palmendieb, Jungtier
Ich habe zwar nur ein Jungtier gesehen, aber schon das war größer als eine Grapefruit und wog mindestens 1 Pfund. Die Tiere können bis zu 60 Jahre alt werden und sind im Alter blauschwarz. Nur die Jungtiere sind rotbraun. Sie fressen tatsächlich (auch) Kokosnüsse, die sie selber ernten können, indem sie die Palmen hochklettern.
Den doch phasenweise durchaus anstrengenden Trip mit ein paar ausgesprochen ruhigen Tagen auf Pemba ausklingen zu lassen, war auf jeden Fall eine gute Idee.
Dimorphic Egret
Mit dem Ausflug nach Pemba endet der Reiseblog mal wieder bis zum nächsten Trip.
Morgen fliege ich von hier zurück nach Dar und am Freitag Abend dann hoffentlich in den Frühling in Hessen.
Vielen Dank für Lesen und bis zum Juni, wenn es mal zu einer für mich ungewöhnlichen Zeit losgeht, nach Tibet !
Ich habe am 24. Februar morgens ein Bolt-Taxi (der tanzanischen Version von Uber) genommen und bin zu einer Bushaltestelle an der Hauptstraße nach Norden in Mbezi Beach gefahren. Ich hatte beim Onlinekauf des Bustickets extra angegeben, dass der Bus mich da einsammeln sollte. Das sparte mir mindestens 1 Stunde Fahrt nach Süden bis zum Startpunkt des Busses und dann den gleichen Weg zurück. Ich hatte die Telefonnummer des Busbegleiters, und ein netter Student an meiner Haltestelle hat ihn angerufen und bestätigt, dass sie mich auf dem Schirm hatten. Das war beruhigend, weil an der Haltestelle sonst nur lokale Minibusse hielten. Aber tatsächlich hielt 30 min später ein großer Luxusbus und lud mich und meinen Rucksack ein, perfekt. Sogar mein vorbestellter Sitzplatz mit größerer Beinfreiheit hat geklappt. Fünf Stunden später bin ich in Muheza auf der Küstenstraße nach Tanga ausgestiegen, wo mich Victor, der Guide, den ich schon im Westteil der Usambaras hatte, schon mit seinem alten Toyota Hilux erwartete. Er hatte den Wagen fit gemacht, weil er 4 Tage nach meiner Abfahrt eine Tour damit vorhat, und mir angeboten, den für die nächsten vier Tage für 40 $ pro Tag zu nutzen. Da uns das auf den Straßen viele sehr holprige Motorradtaxifahrten erspart, habe ich natürlich zugestimmt. Amani ist ein kleines Örtchen, das auf 900 m Höhe mitten im Wald des Naturschutzgebietes liegt.
Wie Lushoto im westlichen Teil der Berge wurde auch Amani Ende des 19. Jahrhunderts von den deutschen Kolonialherren gebaut. Viele der alten Steinhäuser von damals stehen noch, und auch die Straßen stammen alle noch aus der Kolonialzeit.
Selbst einen botanischen Garten haben die Deutschen hier angelegt, und auch die in den Bergen verstreuten Teeplantagen stammen ebenfalls aus der Zeit.
Alte Teepflanzung im Regenwald
Die Unterkunft im Naturschutzgebiet hat ein nettes kleines Restaurant
und einfache Zimmer mit Bad in Holzhäusern, für 11 $ pro Nacht inclusive der drei einfachen Mahlzeiten. Da gibt es kaum Grund zur Klage, und zur Abwechslung beginnt der erste gute Trail am Waldrand direkt bei der Unterkunft. Da waren wir am ersten Abend nach dem Dinner gleich auf der Suche nach dem endemischen Uhu, leider vergeblich. Dafür haben wir das wunderschöne und ebenfalls endemische Dreihorn-Chamäleon gefunden.
Und als Zugabe noch 4 Zwergchamäleons, die aber in puncto Schönheit nicht ganz mithalten konnten.
Auch ansonsten gab es Einiges zu sehen wie sehr große Grillen und Eulenfalter und diesen hübschen Baumfrosch.
Hyperolius pucticulatus, von Alex Neu bestimmt
An den nächsten Tagen sind wir durch die sehr schönen alten Bergregenwälder gefahren oder gelaufen und haben die mir noch fehlenden Usambara-Endemiten gesucht, mit wechselndem Erfolg.
Victor hat zwar einige gute Stakeouts für einzelne Zielarten, aber wenn es da nicht klappt, fehlt ihm das Durchhaltevermögen und der Biß, der den richtig guten Guide ausmacht. Die meisten Vögel haben ein junger Bursche, den er anlernt, und ich selber gefunden. Unter anderem diesen sitzenden Kronenadler, den zweiten für mich in 3 Tagen !
Kronenadler
Auch hier waren die Affen in der Nähe wenig erfreut über den Topprädator in ihrer Nähe. Auch wenn er sie hauptsächlich im Überraschungsangriff schlagen kann.
Ein ungehaltener Angola Colonus
Immerhin haben dann 6 der 10 hier möglichen Lifer geklappt, aber das hat auch 4 ganze Tage gebraucht. Also nicht das einfachste Birding.
Am 1.März habe ich dann meine hier zur Abwechslung mal sehr überschaubare Rechnung bezahlt und Victor hat mich zum Busbahnhof in Muheza gebracht und in den richtigen Bus nach Tanga an der Küste gesetzt.
Auch hier hat Victors Organisationstalent super funktioniert, das kann er wirklich. Ein Freund von ihm hat mich am Busbahnhof abgeholt und zum Büro der Fährgesellschaft gefahren. Da habe ich mein vorbestelltes Ticket für die Fähre nach Pemba Island abgeholt und bezahlt.
Kostet normal 12 $, für Ausländer aber 40 $, die übliche Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Dann hat mich der Fahrer ins noble, alte Mkonge Hotel gefahren, direkt an der Küste. Nicht ganz einfach die Fahrt, weil die Präsidentin grade in Tanga ist auf Wahlkampftour. Deswegen sind überall Straßensperren, aber nach einigen Schleichwegen waren wir am Hotel, auch hier hatte die Reservierung funktioniert und ich habe mein sehr schönes Zimmer mit Meerblick bezogen.
Vom Kitulo Nationalpark sind wir erstmal nach Süden an die Grenze am Malawisee gefahren, um da ein paar südliche Vogelarten zu suchen Die relativ einfache Lodge lag direkt am Nordufer des riesigen Sees an einem schönen Sandstrand.
Lake Malawi
Der hat mich gleich erstmal zu einem langen Bad eingeladen, nachdem der Besitzer versichert hatte, dass es hier weder Krokodile noch Bilharziose oder sonstige unangenehme Krankheiten gibt.
Die Feuchtgebiete haben wir danach besichtigt, hie war für Richard und Anne vor Allen der Southern Brown-throated Weaver wichtig, den ich allerdings schon aus Südafrika kannte.
Southern Brown-throated Weaver
Die waren einfach, weil sie in den Kolonien grade eifrig am Nesterbauen waren.
Am nächsten Morgen sind wir dann ganz früh in Richtung auf das Massiv des Mount Rungwe aufgebrochen.
Der Berg liegt am Südrand des Kitulo-Plateaus und ist mit 2960 m Höhe der zweihöchste Berg auf dem Plateau.
Mt.Rungwe
Der Berg ist zwar geschützt, die Felder gehen aber ohne Pufferzone direkt in die Maisfelder über.
Von der gut ausgebauten Hauptstraße waren es hier zur Abwechslung mal nur knapp 8 km furchtbare Holperpiste bis zum Eingang des Schutzgebietes, wo wir den obligatorischen Eintritt bezahlt haben.
Auch wenn Südtanzania relativ weit ab vom Schuss liegt, ist es doch verwunderlich, dass hier 2006 eine der Wissenschaft bis dahin vollkommen unbekannte Affenart, der Kipunji, entdeckt worden ist. Die Art ist seitdem auch trotz genauerer Untersuchungen nur auf einem weiteren Berg in den südlichen Udzungwas gefunden worden. Das war neben dem Kitulo Nationalpark der zweite Grund für unseren Trip nach Süden.
Begleitet von zwei einheimischen Trackern, die auch für die Primatenforscher arbeiten, sind wir über das gut ausgebaute Trailsystem auch gleich im Bergwald aufgestiegen.
Worum es hier geht steht nochmal auf dem Schild. Zumindest in der Nähe des Parkeingangs wird wohl kaum noch gewildert, und deshalb hat man ganz gute Chancen, die Affen auch wirklich zusehen.
Es gibt aber noch keine wirklich habituierten Gruppen, man muss also schon etwas vorsichtig sein. Außerdem gibt es mit Diademmeerkatze und Angola-Colobus zwei weitere Affenarten, die man erstmal aussortieren muss, wenn man Affen in den Baumkronen hört.
Wir haben dann nach ca. 2 h einen Trupp gefunden, der sich allerdings nicht an das Trailsystem gehalten hat. Die beiden Tracker haben mit ihren Macheten vorsichtig einen Pfad gebahnt, den wir mit den Wanderschuhen grade so raufgeschafft haben. Die beiden hatten da in ihren Badeschlappen keine Probleme.
Beim Aufstieg sind wir irgenwo getrennt worden und ich war mit dem einen Tracker deutlich weiter oben am Hang als Anne, Richard, Morris und der andere.
Wir haben die Kipunjis dann auch toll gesehen, eine Gruppe von 15 Tieren, die in den Baumkronen über mir Blätter futterten.
Leider hat das bei den anderen nicht so gut geklappt, und als ich meinen Begleiter endlich dazu gebracht hatte, abzusteigen und sie zu holen, war die Gruppe weitergezogen.
Wir hatten zum Glück aus genau diesem Grund eine Unterkunft in der Nähe gebucht, so dass wir es an unserem letzten Tag noch einmal versuchen konnten. Unser Flug zurück nach Dar ging nämlich erst abends.
Diemal dauerte die Suche allerdings deutlich länger, und einmal mussten wir die Annäherung leider wegen mir abbrechen. Ich hatte mir in den Usambaras mein immer schon schlechtes, linkes Knie verdreht und habe mir einen extrem steilen Abstieg durch einen Bambuswald nicht zugetraut.
Um von der anderen Seite an die Gruppe am Waldrand heranzukommen, haben wir eine Abkürzung durch die Maisfelder genommen. Da hat uns zwar einige fiese Grasmilbenbisse eingebracht, aber auch eine geniale Beobachtung eines kreisenden Kronenadlers.
Kronenadler
Der wurde dann in der Luft auch noch von einem Lannerfalken attakiert.
Der Kronenadler verschwand dann wieder im Wald, wo man seine Flugrichtung noch eine Weile durch die hysterischen Warnrufe der Affen, die seine Hauptbeute sind, verfolgen konnte.
Als wir dann auch wieder im Wald waren, mussten wir nur noch 20 min bergauf klettern. Dann hatten wir die Gruppe gefunden. Sie war auf der anderen Seite eines extrem steilen Bachtals und fast auf Augenhöhe. Der Chef der Gruppe hat zwar etwas gedroht, aber die anderen haben uns gut ertragen.
der Chef der Gruppe
Da hatten sich auch Morris und die Tracker endlich eine Ruhepause verdient.
das Begleitpersonaltoller Bergregenwald am Mt Rungwe
Am Waldrand haben wir dann noch einen zumindest für meine Freunde, die sich da gut auskennen, unbekannten Tagfalter gefunden, der erst noch bestimmt werden muss.
Achraea sotikensis ( wahrscheinlich)
Gegen Mittag haben wir uns auf den Rückweg zum Flughafen von Mbeya gemacht, eigentlich nur 110 km entfernt. Gut dass wir so früh losgefahren waren, denn durch diverse Staus und Straßensperrungen haben wir fast 4 Stunden gebraucht.
So haben wir uns fix von Morris, dem Guide und Oswald, dem Fahrer verabschiedet. Mit dicken Trinkgeldern natürlich, beide habe tolle Arbeit geleistet. Wir waren dann um 21 Uhr wieder in Daressalaam, wo wir netterweise vom Schulbusfahrer von Annes Schule abgeholt wurden. Der hatte grade eine Gruppe von Gästen zum Flughafen gebracht, und dann da auf uns gewartet. Wir sind also vom Schulbus nach Hause gefahren worden.
Da habe ich zur allseitigen Begeisterung aus allen Resten im Kühlschrank einen Blitz-Nudelsalat zusammengebastelt, da wir seit einem Snack mittags nichts mehr gegessen hatten.
Das war insgesamt eine gute Idee, die Beiden auf Ihrem Trip nach Süden zu begleiten. Es gab zwar nur 5 neue Vogelarten für mich, aber die tollen Blütenpflanzen, die Landschaft und der Kipunji waren den Preis mehr als wert.
Die längere Pause im Blog lag daran, dass ich vom 18. bis 23. Februar einen Ausflug mit Richard und Anne, meinen englischen Freunden aus Daressalam, gemacht habe und auch danach ziemlich intensiv unterwegs war. Das wird in den nächsten Tagen ruhiger, und ich werde ein paar Sachen nachholen. Am 18.2. sind wir von Dar nach Mbeya im Süden von Tansania geflogen.
Ankunft in Mbeya
Dort wurden wir abgeholt und zu einem schönen Hotel auf einer noch aktiven Kaffeefarm gebracht. Von da ging es dann am nächsten Morgen mit einem klapprigen Landcruiser, einem Fahrer und Morris Nyambo, unserem Guide und Organisator für die nächsten Tage los. Nachbeinem kurzen Zwischenstopp an einem Kratersee sind wir nachmittags nach knochenbrecherischer Fahrt im Kitulo Nationalpark angekommen.
Unterkunft im Kitulo NationalparkDas Restaurant am Ende der Gallaxis
Der Park liegt auf über 2600 Meter Höhe und besteht überwiegend aus montanem Grasland.
Bekant ist er weniger für seine Avifauna sondern mehr für die unglaubliche Vielfalt hübscher Blütenpflanzen. Unter anderem sind hier schon über 45 Orchideenarten nachgewiesen, und die standen bei unserem Besuch größtenteils in voller Blüte.
Orchideen wohin man schaut
so könnte ich noch eine Weile weitermachen. Aber auch sonst blühte hier Alles, teilweise musste man beim Querfeldeinlaufen wirklich aufpassen, wo man hintrat.
Mzungu-Hair ( Haar des Weißen Mannes)
Das ganze hat zwar Spaß gemacht, war am Anfang aber schweinekalt und ziemlich neblig.
Selbst die Zebras, die hier in kleinen Gruppen über die Hochländer streifen, sahen nicht allzu glücklich aus.
Männliche Steppenweihe Mountain Buzzard
Die Stars waren aber die für Richard und Anne neuen Buff-shouldered Widowbirds ( ich hatte die grade in Iringa gelifert).
Buff-shouldered Widowbirdim Balzflug
Überall riefen europäische Wachteln aus den Grasflächen und wir haben beim Botanisieren an einem Tag neun Stück gesehen. Dazwischen auch mal ein seltener Red-winged Francolin.
Red-winged Francolin
Und überall an den Blumen hübsche Malachit-Nektarvögel.
Malachite Sunbird
Abends gab es dann sogar noch einen weniger scheuen Mountain-Duiker, eine kleine Antilope.
Insgesamt ein wunderschöner Tag, der alleine schon die Tour in den Süden gerechtfertigt hat.
Am nächsten Tag haben wir uns dann morgens vom netten Personal in der Einöde verabschiedet und sind nach Süden aufgebrochen. Auf dem Weg haben wir zum letzten Mal vergeblich versucht, die Montane Blue Swallow zu finden. Dafür haben wir knapp außerhalb des Park nach etwas nervigen Verhandlungen mit einem ignoranten Dorfvorsteher zumindest noch zwei sehr schöne Denham-Trappen gesehen.
Nach einem letzten Stopp in einer Wiese voller blühendem Riesensteinbrech
haben wir uns dann vom Kitulo Nationalpark verabschiedet.
Ich bin am Donnerstag Morgen von der Meru Mbega Lodge nach Usa River, dem Ort an der Hauptstraße gefahren worden, wo dann nach 40 min Wartezeit auch tatsächlich mein Bus nach Lushoto in den westlichen Usambara Bergen im Nordosten Tansanias auftauchte und mich einsammelte. Ich hatte glücklicherweise einen Platz in der 1. Reihe reserviert, mit etwas besserer Beinfreiheit. Denn der Bus hat für die nur 370 km doch 8 Stunden gebraucht, wegen einiger längerer Pausen. In Lushoto ( ehemals Wilhelmstadt), das die Deutschen wegen des kühlen Bergklimas mal zur Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika machen wollten, bin ich dann schon erwartet worden.
Lushoto von oben
Ich hatte mich in der Müllers Mountain Lodge einquartiert, und die haben netterweise einen Fahrer geschickt. Der hat mich dann die letzten 14 km über zunehmend holprige Bergstraßen zur Lodge gebracht. Und die war wirklich eine angenehme Überraschung.
Auch mein Bungalow auf dem weitläufigen Gelände ist wirklich schön.
Mein Domizil für die nächsten Nächte
Und das Essen in der Lodge ist das mit Abstand beste des gesamten Trips. Und so reichlich, dass ich in 3 Tagen wahrscheinlich die meisten der bisher verlorenen Kilos wieder drauffuttere. Aber bei den köstlichen 4 Gänge Menüs kam man schlecht nein sagen.
Candlelight-Dinner im Garten
Die Lodge liegt auf 1625 m Höhe in den Bergen und hat ein angenehm kühles Klima. Nachdem ich mich nach der Ankunft erstmal mit Kaffee, Ingwertee und Plätzchen gestärkt hatte, kam auch schon mein vorher organisierter Guide an. Victor ist eigentlich Mitarbeiter bei verschiedenen Waldschutz- und Forschungsprojekten in den östlichen Usambaras und guidet nur nebenher. Er ist mir von seinem Geschäftspartner empfohlen worden, den ich eigentlichn engagieren wollte, der aber verhindert war. Er hat von seinem Wohnort auch 5 h hierher gebraucht, aber offenbar lohnt sich das für ihn trotzdem für die 150 $, die wir für die nächsten beiden Tage vereinbart haben.
Wo bin ich überhaupt ? Die Usambara-Berge liegen im Nordosten Tansanias und bilden den nördlichsten Teil der sogenannten Eastern Arc Mountains, die sich als mehrfach unterbrochene Gebirgskette durch den Osten des Landes ziehen. Die beiden durch ein Flusstal in Ost- und West Usambaras getrennte Gebirgsmassive bestehen aus uralten Gesteinen und sind ( zumindest teilweise noch) mit ca. 30 Millionen Jahren alten Regenwäldern voller Endemiten in sämtlichen Taxa bewachsen. Leider sind große Teile davon schon abgeholzt und in Plantagen aus Eukalyptus oder standortfremden Nadelbäumen umgewandelt worden. Die noch vorhandenen Waldreste stehen heute aber meist unter Schutz.
Magamba Natural Forest Reserveinnerhalb des Naturwaldes
Und sind wirklich extrem hübsch, besonders im Magamba Nature Forest Reserve ungefähr 10 km von der Lodge entfernt. Dahin sind wir mit 2 Motorradtaxis gefahren, die Victor schnell organisiert hat. Die 10 km hin und zurück kosten für uns beide 12 $ , das hätte ich sonst wahrscheinlich alleine gezahlt, weil ich nicht auf Suaheli handeln kann.
Victor und der eine Fahrer
Die Fahrer fahren auf den teilweise abenteuerlichen Straßen sehr vorsichtig, nur einen Tick haben sie. Sie wollen immer die holprigen Geschwindigkeitsschwellen in den kleinen Orten umgehen, statt drüberzufahren. Das ist ok, wenn daneben eine ausgefahrene Spur in Gras, Kies oder Lehm ist. Wenn sie aber die betonierten, schmalen Ränder der tiefen Straßengräben dazu nehmen, musste ich immer wegschauen. Aber es ist wie immer und überall Alles gut gegangen.
Ich war mit Victor zwei Tage im Waldschutzgebiet Magamba Forest Reserve unterwegs, und der Bergwald da auf 1700 bis 1900 m Höhe ist wirklich toll.
Alte Baumriesen
Das Birding ist aber fast genauso schwierig wie in den Udzungwa Mountains. Man hört viel, sieht lange nichts und dann kommt ein gemischter Vogelschwarm, aber selbst bei dem ist es schwierig, in den dicht mit Epiphyten bewachsenen Bäumen irgendetwas zu bestimmen.
Birding Trail
Am dunklen Waldboden von den teilweise sehr guten Trails aus ist es noch deutlich schwieriger. Und an Fotos war auch hier absolut nicht zu denken. Ich dachte länger, dass das folgende Foto des endemischen Nektarvogels aus dem Garten der Lodge das einzige Vogelfoto bleiben würde.
Usambara Double-collared Sunbird
Nachdem ich gestern Nachmittag nach einem katastrophalen Gewitter Victor nach Hause geschickt hatte, war ich heute nochmal alleine im Wald. Und das hat sich wirklichnausgezahlt. Bis auf dem endemischen Usambaraweber, der einfach nicht zu finden war, habe ich heute alle Endemiten, die wir in den letzten Tagen gefunden hatten, noch einmal besser gesehen. Unter anderem den schwierigen Usambara Akalat, der hier nur oberhalb von 1000 m vorkommt, also in den östlichen Usambaras, die nur 900 m hoch sind, nicht zu finden ist.
Usambara Akalat
Den hatte ich vorher zwar schon zweimal kurz und schlecht gesehen, heute hatte ich Glück und habe tief unterhalb des Weges durch Glück einen kleinen Schwarm der afrikanischen Treiberameisen gefunden. Und genau wie bei den großen Ameisenschwärmen in Südamerika verlieren die Vögel ihre Scheu, wenn sie sich mit den von den Treibern aufgescheuchten Insekten vollstopfen.
Das hat mir dann zum Abschuss sogar noch den eigentlich unmöglich zu sehenden Geist des Waldes gebracht. Die hübsche White-breasted Alethe saß auf einmal frei auf einem Ast ca. 20 m hangabwärts von mir und ließ sich fotographieren.
White-chested Alethe, strike !
Und dass nachdem ich bestimmt 20 Exemplare gehört hatte, die aber nicht auf die Klangatrappe reagiert haben. Und sie in dem dichten Wald anzupirschen hat ebenfalls nicht funktioniert, irgendwann macht man doch ein Geräusch, und der Vogel verschwindet still.
Ich war auf jeden Fall begeistert, für solche Momente macht man das Alles !
Danach fing es aber wieder an, am inzwischen bezogenen Himmel zu grummeln, und glücklicherweise holte mich mein Motorradtaxi wie bestellt ab. Und wir haben es vor dem heute nur kurzen Nachmittagsgewitter zur Lodge geschafft.
Insgesamt ein perfekter Tag, auch weil ich eigentlich immer lieber alleine im Wald bin, als mit Guide, selbst wenn der gut ist.
Da der Trip in die Uluguru-Berge mit Richard und Anne ab dem 15.2. wegen des Wetters in den Sternen steht und das Wetter in Iringa in den nächsten Tagen auch wieder sehr gewitterlastig war, musste ich kurzfristig umplanen. Der Hauptteil der Woche mit den beiden beginnt erst am 18.2. mit einem Flug von Daressalam nach Mbeya im Süden Tansanias. Ich hätte jetzt einfach die Ulugurus alleine machen können, was bei den ultrasteilen Bergen und dem dauernden Regen aber nicht so attraktiv war.
Der Plan B, den ich dann umgesetzt habe, begann am Morgen des 8. Februar um 5 Uhr. Da bin ich in den Bus nach Arusha eingestiegen, der mich in 12 Stunden in diese zweitgrößte Stadt Tansanias gebracht hat. Auf dem Weg habe ich im Bus eine nette Kinderärztin aus Deutschland kennengelernt, die hier schon seit 6 Jahren arbeitet und fließend Suaheli spricht. Sie wollte netterweise in den Ort im Osten, der direkt vor meinem Ziel am Arusha Nationalpark lag und hat unseren Transfer auf dem doch sehr chaotischen Haupt-Busbahnhof von Arusha zum richtigen Bus perfekt gemanaged. So habe ich mir elegant die 60 $ gespart, die es gekostet hätte, mich von meiner Lodge abholen zu lassen.
Die Meru Mbeja Lodge war auf Booking.com relativ günstig und liegt unter dem Mount Meru direkt am Parkeingang zum Arusha Nationalpark. Das ist jetzt nicht die Megaluxuslodge, aber schön angelegt in einem großen Garten mit einem Aussichtsturm über den Wald und sehr netten Angestellten.
Mount Meru
Warum überhaupt dieser ungeplante Abstecher ganz in den Norden ? Das war ein Tipp von Richard, das hier, obwohl ich einen Großteil der Vögel aus Kenia kenne, immer noch ein paar gute Arten incl. 2 Endemiten neu für mich wären. Und das Wetter ist hier wesentlich besser. Die wichtigste Stelle, die sogenannte Lerchensteppe nördlich von Arusha ist kein Nationalpark und somit frei zugänglich. Stellte sich natürlich das Problem, wie ich da hinkommen könnte.
Dieses Problem hat sich am 1. Morgen sehr erfreulich gelöst, indem ich Jochen Schwarz, einen sehr netten deutschen Birder in der Lodge kennengelernt habe. Er arbeitet als Radiologe in der Schweiz und startet grade einen 2-Wochen Trip im Norden des Landes mit eigenem Mietwagen. Das war natürlich ein Glücksfall für mich, wir sind dann sofort nach dem Frühstück in den Arusha Nationalpark gefahren, der in den Ausläufern des Mount Meru liegt. Der Park ist größtenteils bewaldet, nur am Eingang haben sie eine kleine künstliche Savanne geschaffen, damit die Touris überhaupt ein paar Viecher zu sehen bekommen.
Mini-Serengeti im Wald
Uns ging es natürlich um die Waldvögel, und wir haben da auch Einiges gesehen. Es war wirklich eine Freude, mit Jochen zu birden, er hat mir auch gleich den einzigen hier für mich möglichen Lifer, den Kilimajaro-Brillenvogel gefunden. Außerdem ist er auch noch ein wirklich guter Fahrer, und hat mit dem kleinen SUV ohne Allradantrieb einige kitzlige Stellen sehr gut gemeistert. Die Tripliste wurde durch die ganzen nördlichen Waldarten jedenfalls gehörig länger, und einzelne Säuger wie einige Angola-Colobusaffen und diese Dukkerantilope
Red Duiker
haben wir auch gesehen. Ein kleines Feuchtgebiet im Wald war auch sehr nett, auch wenn wir hier erstmal einen kräftigen Gewitterschauer abwarten mussten.
Danach kamen die Wasservögel wieder aus der Deckung und die Stars waren beide Partner eines Paars des Sattelstorchs, schon immer einer meiner absoluten Lieblingsvögel in Afrika.
Männlicher (oben) und weiblicher Sattelstorch
Das war jedenfalls ein sehr schöner und erfolgreicher Tag, auch wenn Jochen am Ende Ärger mit seiner Autovermietung bekommen hat, weil er eigentlich mit dem Auto nicht in die Nationalparks reinfahren darf. Und die haben das entweder über die Ranger mitbekommen oder sie haben einen Tracker imAuto.
Ich hoffe nur, das wird nicht zu unangenehm. Am nächsten morgen sind wir nach einem Frühstück im Dunkel um kurz nach 6 Uhr aufgebrochen und nach Arusha gefahren. Dort haben wir Mohamed aufgesammelt, nein nicht den Propheten sondern einen lokalen Birdguide, der mir von Paul, dem jungen Guide in den Udzungwas empfohlen wurde.
Den brauchten wir um an die Massai heranzukommen, denen die Lerchensteppe 30 km nördlich von Arusha gehört. Die weiden da ihre Herden und verhindern die Jagd, lassen sich aber von den Birdern, die die Lerchen suchen, ein ordentliches Eintrittsgeld bezahlen.
Engikaret Lark Plains
Wir sind langsam auf einfachen Fahrspuren von der Hauptstraße in die Steppe hereingefahren und haben gleich angefangen gute Vögel zu sehen. Zum Beispiel einen hübschen Steppenfalken auf einer Leitung.
Steppenfalke
Oder massig Steinschmätzer am Wegrand, unter anderem dieser Isabellsteinschmätzer.
An einer kleinen Wasserstelle flogen grade mehrere Trupps von zwei verschiedenen Flughühnern ein.
Und irgenwann kam ein Massai auf einem Motorrad angefahren und sagte uns, wir sollten das Auto abstellen und in nordöstliche Richtung laufen. Wir haben bei der Wanderung schon 4 Lerchenarten gesehen, unter anderem die hübsche Red-capped Lark.
Red-capped Lark
Dann haben wir tatsächlich mitten in der Steppe den Chef der Operation, einen älteren Massai, getroffen. Er hatte unter den Gewändern einen Quittungsblock dabei und hat uns die 40 $ Eintritt abkassiert.
Abrechnung in der Massaisteppe
Das hier offenbar wirklich nicht gejagt wird sah man an den Zebras und Gnus, die uns ohne Scheu zu Fuß auf Schussweite herankommen ließen.
Steppenzebras
Offenbar haben die Massai hier noch nicht wie an einigen Stellen in Kenia, den Bushmeat-Jägern erlaubt, gehen Bestechungsgelder die Tiere in ihren Weidegründen niederzumetzeln.
Wir sind dann ernsthaft auf die Suche nach der endemischen Beesleys Lerche gegangen, die auf der Welt wirklich nur direkt hier vorkommt. Sie ist sehr flugfaul und sucht meist stundenlang am Boden nach Insekten.
Der Chef hat uns suchen geholfen, und sich immer wieder Mohameds Fernglas ausgeliehen.
Lerchensuche
Das sah trotz des sehr kurzen Grases nach der Nadelsuche im Heuhaufen aus, wegen der endlosen Fläche. Aber nach ca. 2 Stunden Scannen hat der Massai dann tatsächlich Glück gehabt und einen Vierertrupp der Beesley‘s Lark gefunden.
Beesley‘s Lark
Das hat ja dann doch noch prima geklappt und da es in der Steppe allmählich kochendheiß wurde sind wir zum Auto zurückgelaufen und in ein mit Akazien bestandenes Wadi am Nordrand der Lark Plains gefahren.
Wadi nördlich der Lerchensteppe
Hier wären laut Mohamed noch ein paar neue Arten für mich drin gewesen. Dafür, dass es um die Mittagszeit in solchen Habitaten normalerweise totenstill ist und man stundenlang keinen Vogel sieht, hat diese Stelle alle Erwartungen weit übertroffen. Hier war wirklich die Hölle los und wegen der Bäume konnte man teilweise sogar aus dem Schatten heraus beobachten. Genial waren die vielen paläatktischen Zugvögel, und zwar nicht nur die häufigen Arten wie Grauschnäpper, Rauchschwalbe oder Wiedehopf. Die Stars waren 3 Weißkehlsänger, mindesten 1 Dornspötter und ein immer wieder hübscher Steinrötel.
Steinrötel
Aber auch sonst waren massig Vögel unterwegs, und für Jochen, der vorher noch nie in Ostafrika war, hagelte es Lifer.
Spotted Morning-ThrushRed-and-Yellow Barbet
Trotz der Affenhitze hat das wirklich Spaß gemacht. Aber irgendwann meinte Mohamed, meine beiden Hauptzielarten, der Rufous-tailed Weaver und der Yellow-collared Lovebird, wären wohl nicht hier und wir sollten noch eine Alternativstelle versuchen.
Auf dem Weg haben wir in einem Grillrestaurant an der Straße zu Mittag gegessen, 12 € für 3 Personen.
Die zweite Stelle lag ca. 15 km westlich von Arusha an einer extrem staubigen Erdstraße. Hier haben wir bei einer Hinterhof-Autowerkstatt geparkt. Hier hat ein netter Mechaniker rasch die gestern halb losgerissene Unterbodenverkleidung von Jochens Auto wieder befestigt, für 4 €.
Blitzreparatur am Straßenrand
Die Stelle war als Backup gut und nach kurzer Suche haben wir tatsächlich sowohl den Rufous-tailed Weaver
Rufous-tailed Weaver
als auch den Yellow-collard Lovebird, einen kleinen Papagei, der zu den Unzertrennlichen gehört, gefunden.
Yellow-collared Lovebird
Die Papageien haben hier offenbar erschreckend abgenommen und sind jetzt schwierig, wo vor ein paar Jahren noch Trupps von Hunderten herumgeflogen sind.
Auf dem Rückweg hat sich Jochen wieder gekonnt durch den etwas chaotischen Berufsverkehr von Arusha hindurchgefädelt. Wir waren dann westlich der Stadt noch bei einem im Wald liegenden See, dem Lake Duliti.
An dem brüten im Röhricht am Ufer Taveta Golden Weaver, eine hübsche Webervogelart, die mir noch fehlte. Die waren aber leicht zu finden, noch ein guter Stakeout von Mohamed. Nachdem wir dann noch ein paar Wasservögel am und Fischadler und Palmengeier über dem See beobachtet haben wir die Tour beendet. An der Hauptstraße haben wir den Guide bezahlt und ihn dann mit dem Sammeltaxi nach Hause fahren lassen. Wir sind in die andere Richtung zurück zur Lodge gefahren und haben den Abend mit leckerem Essen und Kilimanjaro-Bier ausklingen lassen.
Das war jetzt dank der netten Bekanntschaft der zweite sehr angenehme und erfolgreiche Tag hintereinander, nur schade, dass Jochen morgen nach Westen aufbricht. Ich habe damit 4 der 5 für mich in der Gegend möglichen, neuen Arten gesehen und kann es in den nächsten beiden Tagen hier etwas ruhiger angehen lassen.
So, jetzt komme ich endlich mal wieder zum Schreiben, die letzten Tage waren immer so vollgepackt, dass ich abends todmüde ins Bett gefallen bin. Am 4.2. bin ich morgens mit dem Bus nach Iringa gefahren. Der hat mich an der Hauptstraße vor dem Camp aufgesammelt und hat ca. 5 h gebraucht, um einmal nördlich um die Udzungwa Berge herum und auf der anderen Seite wieder 190 km nach Süden runter zu fahren. Da bin ich in der Provinzhauptstadt Iringa gelandet, die bei angenehm kühlen Temperaturen auf ca. 1300 m Höhe liegt.
der Blick vom Balkon auf Iringaund ein hübscher Variable Sunbird im Garten
Ich habe mich für die nächsten 4 Nächte in einem sehr gemütlichen und freundlichen Backpacker Hostel am Stadtrand einquartiert und bin von den sehr netten Mädels, die da arbeiten gleich mit leckeren Pfannkuchen begrüßt worden.Der Vorteil am Backpackers ist, dass man selber kochen kann, und das habe ich auch gleich am Abend nach einem Besuch beim lokalen Markt getan.
Markt in Iringa
Der Nachteil hier, wie an den meisten Stellen in Tansania ist, dass die guten Stellen zum Beobachten alle weit weg von den Orten liegen, wo man wohnt, man hat also immer ein Transportproblem. Das würde sich hier auch nicht durch einen Mietwagen lösen lassen, die Straßen sind jetzt in der Regenzeit einfach zu schlecht, selbst mit einem guten ( und schweineteuren) Landcruiser kommt man da ohne lebenslange Offroad-Fahrpraxis niemals hoch.
Nachmittags kam Leons Mlawila, einer der besten Guides im Süden Tanzanias, vorbei, mit dem ich mich verabredet hatte.
Leons in Action
Er sagte gleich, dass die nächsten beiden Tage, Mittwoch und Donnerstag, auf jeden Fall in den Bergen zu regnerisch werden würden. Damit hätten wir keine Chance, den guten Wald in den Hochlagen der westlichen Udzungwas zu erreichen. Das ist der Wald, der vollgestopft mit den schwierigsten Endemiten des Landes ist, aber selbst in der Trockenzeit schwierig zu erreichen ist. Der Wald beginnt am Dorf Uluti in ca. 1900 m Höhe und er meinte, bis dahin würden wir es jetzt wahrscheinlich auch bei trockenem Wetter nicht schaffen. Aber er hat einen Notfallplan B, einen kleineren Wald ca. 6 km vor dem Dorf, bei dem wir eine Chance hätten, wenn es nicht wieder regnet.
Glücklicherweise sind hier auch in Feuchtgebieten und Hügeln mit Miombowald im Flachland rund um Iringa viele hübsche Arten zu sehen, und das haben wir am nächsten Morgen in Angriff genommen. Zuerst sind wir mit einem alten Landrover eines Freundes von Leons (50 $ pro Tag plus den Sprit) in die Kilonzela Marsh ca. 60 km südlich von Iringa gefahren.
Kilonzela Marsh
Das ist ein weites, teilweise flach überstautes Feuchtgebiet mit meist kurzem Gras und überall schönen Blumen. Uner anderm standen hier mehrere sehr hübsche Orchideen.
Hier haben wir nach Fülleborns Longclaw, einem hübschen großen Pieper mit leuchtengelber Kehle gesucht und ihn auch schnell gefunden.
Fülleborn‘s Longclaw
Außerdem gab es in und um das Feuchtgebiet herum insgesamt 4 neue Cistensänger für mich, das hatte ich auch lange nicht mehr an einer einzigen Stelle.
Pale-crowned Cisticola, ein erst vor Kurzem beschriebener Cistensänger
Nach dem Feuchtgebiet waren wir noch länger in den Granithügeln mit einem niedrigen Miombowald daneben. Hier haben wir hauptsächlich die Miombo Rock Thrush, einen hübschen und auf diesen Waldtyp spezialisierten Steinrötel gesucht. Und den haben wir dann nach langen Wanderungen am Ende auch gefunden.
Miombo Rock Thrush
Insgesamt ein sehr erfolgreicher Tag mit 9 Lifern. Viel Regen haben wir auch nicht abbekommen, aber die Berge im Osten hingen den ganzen Tag unter dicken schwarzen Wolken, das sah nicht gut aus.
Am Donnerstag hatte sich die Lage nicht geändert, die Berge hingen unter grollenden Gewitterwolken, in Iringa hat es aber (noch) nicht geregnet. Wir sind morgens wieder mit Leons‘ Kumpel nach Süden gefahren, diesmal an eine Stelle für zwei einfachere Endemiten, die ich allerdings auf meiner späteren Reiseroute nicht mehr sehen kann.
Den Tanzanian Red-billed Hornbill
und den Ashy Starling.
Die haben wir an der Stelle auch beide gut gefunden, aber um 10 Uhr hat es angefangen, sinnflutartig zu regnen. Wir haben abgebrochen und sind zurück nach Iringa gefahren. Leons hat netterweise für die paar Stunden kein Honorar genommen, ich musste also nur das Auto bezahlen. Den Rest des Regentages habe ich mit Vorbereitungen verbracht, habe für Freitag Morgen um 4 Uhr einen vernünftigen Landcruiser organisiert (200 $ incl. Fahrer und Sprit) und lecker eine Riesenpfanne Gemüsenudeln und Salat gemacht. Ich war dann früh im Bett, denn um 3:30 Uhr klingelte der Wecker.
Und das Glücksspiel ist tatsächlich aufgegangen, beim Aufstehen regnete es nicht, es waren Sterne zu sehen und man sah keine Wolken über den Bergen. Um 4 Uhr waren Leons und der Fahrer, Lionel, mit dem wirklich vertrauenserweckebn
Den Landcruiser tatsächlich da, und es ging los in die Berge. Die Straße war schon nach kurzer Zeit furchtbar, aber immerhin noch nicht steil. Das wurde dann schlimmer und schlimmer, manchmal habe ich gedacht, hier ist Schluss, aber der Fahrer war wirklich Klasse und hat es immer irgendwie geschafft.
hier war die Straße noch ok
Aber wir haben bis zu Leons Ersatzwald, dem Udzungwa Scarp Forest an einem großen Telekommast für 70 km vier Stunden gebraucht. Bis dahin fährt man nur durch Ackerbaugebiete und Plantagen exotischer ( standortfremder) Baumarten wie Eukalyptus und Karibischer Kiefer.
die entwaldeten Vorberge der Endpunkt unserer Fahrt am Funkmast
Hier haben wir uns schnell mit Kaffee und Chapatis mit Honig gestärkt
Frühstück auf dem Grat ohne Regen
bevor wir mit einem Freund von Leons, einem ehemaligen Wilderer, der uns hier erwartet hatte, in den Wald aufgebrochen sind.
Dafür mussten wir allerdings erstmal einen megasteilen, mit Farnkraut bewachsenen Abhang runterschlittern, bevor wir dann im Wald auf den Pfad gestoßen sind. Der ging zum Glück nur leicht rauf und runter, war aber trotzdem bei der langsam ansteigenden Hitze ziemlich anstrengend. Der Wald ist ziemlich dicht und man hörte praktisch keine Vögel und sah erstmal noch weniger.
Udzumgwa Scarp Forestda oben bewegt sich etwas
Das Hauptproblem hier ist dass alle wichtigen Arten hier unglaubliche Skulker sind, d.h. zwar auf die Klangatrappe reagieren aber sich dann noch lange nicht sehen lassen. Immer wenn man kurz im Unterholz eine Bewegung bemerkt hat und hinschaut, wackelt da nur noch der Zweig, auf dem der Vogel grade gesessen hat.
Aber mit einem super Einsatz von Leons, der einfach nicht locker gelassen hat, haben ich schließlich doch die beiden wichtigsten Arten hier gesehen, Iringa Akalat und Rufous-winged Sunbird. Plus mehrere andere regionale Endemiten, wie die wunderschöne White-winged Apalis, den schwierigen Sharpes Akalat und das ultraschwierige Swynerton’s Robin. Meist musste ich mich aber mit einer 1-3 Sekunden- Beobachtung begnügen, an Fotos war nicht zu denken.
Nur eine kleine Schlange auf dem Weg hat kurz still gehalten.
Insgesamt waren wir 5 Stunden im Wald unterwegs, für 8 für mich neue Arten, von denen ich aber bei keiner irgendwo anders eine Chance gehabt hätte, sie zu sehen. Und das alles ohne Regen, der Plan hat also wirklich funktioniert, auf den letzten Drücker. Ich war hoch zufrieden, und nach einem weiteren Kaffee haben wir die langsame Rückfahrt angetreten. In zwei kleinen Feuchtgebieten haben wir noch zwei weitere Lifer für mich gefunden, nur auf dem Weg zu Leons‘ Stelle für die Blaue Bergschwalbe ( Montane Blue Swallow) auf die ich auch extrem scharf gewesen wäre, ging dann irgendwann nichts mehr. Da wurde der Schlamm auf einer eigentlich breiten Straße zu tief, und wir haben aufgegeben.
da wurde es zu kritisch, auch wenn es gar nicht so schlimm aussieht
Der Rückweg hat dann insgesamt 6 h gedauert, so dass wir nach 15 h wieder an meiner Unterkunft waren. Und am nächsten Morgen um 5 Uhr ging mein Bus nach Arusha, also wieder eine kurze Nacht.
Nachdem ich nach dem letztendlich wegen des Fischuhus doch erfolgreichen Tag gestern wie ein Stein geschlafen hatte, bin ich morgens um 8 Uhr zum Hauptquartier des Udzungwa Nationalparks gefahren ( früher machen die Schlafmützen nicht auf). Dort habe ich knapp 60 $ Eintritt und Gebühr für den obligatorischen Guide gezahlt. Da habe ich mal einen wirklichen Glücksgriff getan. Paul, ein 24 Jahre alter Hardcore Birder mit Liste, gutem Fernglas, Merlin App auf dem Smartphone und Lautsprecher war Alles, was ich gestern bei dem Guide vermisst habe.
Paul, der nette Parkguide
Wir sind den Sanje-Wasserfall Trail aufgestiegen und haben jede Menge gemischte Vogelschwärme gefunden, die uns teilweise lange in Atem gehalten haben.
Hier kamen dann auch endlich die ersten Beobachtungen der Green Malkoha für mich.
Green Malkoha
Das ist ein unscheinbarer Waldkuckuck, der extrem heimlich wie ein Eichhörnchen durch die dichtesten Lianengestrüppe krabbelt.
toller BergregenwaldAusblick ins Tal des Kilombelo
Insgesamt eine sehr nette, wenn auch bei der Hitze sehr anstrengende Wanderung. Der Höhenunterschied zwischen dem Anfang des 5,5 km langen Trails und dem Ende am Wasserfall sind zwar nur 300 Höhenmeter, dazwischen liegen aber einige tiefe Täler, durch die man durchmuss. Da verliert man natürlich immer wieder Höhe, die man dann wieder rauflaufen muss. Ich war am Wasserfall jedenfalls komplett durchgeschwitzt.
Sanje-Wasserfall
Der Wasserfall ist der zweithöchste Tansanias, 170 m Fallhöhe, allerdings über mehrere Stufen. Darunter ist ein schöner tiefer Swimmingpool voller Fische und der Mountain Wagtail am Rand. Ich hatte natürlich keine Badehose dabei, aber da wir alleine waren und Paul nichts dagegen hatte, bin ich halt ohne reingesprungen. Was für eine geniale, kühle Erfrischung,
Abkühlung
Paul hat mit Schaudern zugeschaut und gemeint er würde bei der Wassertemperatur sofort erfrieren.
Beim Abstieg gegen 15 Uhr war es deutlich ruhiger, und in der Ferne grummelte schon das nächste Gewitter. Wir sind also relativ schnell abgestiegen. Dabei sind wir zum Glück über die Gruppe der seltenen und endemischen Sanje-Mangabe gestolpert, die vor uns den Weg kreuzten. Das ist die zweite Primatenart, die ausschließlich hier in den Udzungwa-Bergen vorkommt.
Sanje-Mangabe
Als wir am Parkausgang waren fielen die ersten Regentropfen und wir konnten uns netterweise in einer Hütte eines Bauern am Straßenrand unterstellen. Nach einer Weile kam dann auch ein schon randvolles Sammeltaxi, in das wir uns auch noch reinquetschen konnten. Die 5 km zurück nach Hondo Hondo haben für uns beide je 40 Cent gekostet, unbequem aber günstig.
Da war es dann schön, unter ein Dach zu kommen, bevor der Regen richtig losging.