Spechtsuche in den Kiefernwäldern

Vom Präriehuhnschutzgebiet bin ich am 3. März am späten Vormittag in Richtung Houston abgefahren, nachdem ich morgens nochmal versucht habe, einen weiteren Präriepieper für ein Foto zu finden. Das hat leider nicht geklappt.

Der Moloch Houston ist wirklich fürchterlich, dagegen sind die schlimmsten Ecken des Rhein-Main- oder Ruhrgebiets noch Paradiese. Von den 8- oder 10-spurigen Highways aus sieht man nur eine unendliche Betonwüste aus grottenhäßlichen Gewerbegebieten, wo mit Millionen Tonnen Beton großräumig die Landschaft versiegelt wurde.

Meine Unterkunft war am Nordrand dieser Megacity und lag schon in den Kiefernwäldern auf Sandboden, die hier der typische Vegetationstyp sind. Wie lange das noch Wald sein wird, ist aber unklar, jedenfalls ist die Gegend schon parzelliert und mit größeren Straßen erschlossen, die nichts Gutes ahnen lassen.

Für die Suche nach dem seltenen Kokardenspecht, der ausschließlich in diesen sandigen Kiefernwäldern entlang der Küste zwischen hier und Florida vorkommt, musste ich dann am frühen Nachmittag wieder ein Stück Richtung City fahren.

Der W. G. Jones State Forest ist ein geschütztes Waldgebiet am Stadtrand, das zumindest teilweise nach den Habitatansprüchen des Spechtes gemanagt wird. Das heißt durch Mulchen und kontrolliertes Abbrennen des Buschwerks zwischen den großen, ziemlich feuerresistenten Kiefern entsteht eine Art lichte Baumsavanne.

Lebensraum des Kokardenspechtes
Mit Aufklärungsschild

Wenn man das nicht macht und der Boden unter den Bäumen zuwächst, verschwindet der Specht.

Das sieht dann so aus

In den geeigneten Waldbereichen gibt es Kluster von künstlichen Nisthöhlen mit Prädatorenschutz an manchen Bäumen. Die Kokardenspechte hacken dann rund um die Höhle noch Löcher in die Rinde, aus denen Harz ausläuft. Das hindert angeblich die Rattenschlangen daran, zur Nisthöhle zu klettern und die Jungen zu fressen.

Künstliche Nisthöhle für den Kokardenspecht

Leider liegt der Waldbereich mit den meisten halbwegs zeitnahen Nachweisen in der Nähe einer viel befahrenen, fünfspurigen “ Landstraße“, so das es nicht ganz einfach ist, hier überhaupt Vögel zu hören. Und die allerschönsten Beobachhtungsbedingungen sind das natürlich auch nicht. Aber diese lichten Kiefernwälder sind wirklich schön.

Ich hatte für den Nachmittag meines Ankunftstages eigentlich nur eine Erkundungstour geplant, damit ich am nächsten Morgen nicht lange Suchen muss. Umso erstaunter war ich, als ich praktisch sofort auf zwei toten Kiefern ein Paar des extrem hübschen Rotkopfspechtes gefunden habe. Der war auch eine Zielart, nur wusste ich nicht, dass der hier so einfach ist.

Rotkopfspecht

Die Art ist ein Spezialist für abgestorben Bäume innerhalb des Waldes, an denen sie zwar auch hackt und trommelt, aber die sie auch als Ansitzwarten für eine sehr geschickte Flugjagd auf fliegende Insekten nutzt. Das habe ich auch mehrfach gesehen, sieht merkwürdig aus, den Specht wie einen großen Fliegenschnäpper hinter einem Schmetterling her sausen zu sehen.

Und als nächstes habe ich tatsächlich in einem kleinen gemischten Vogeltrupp nicht nur 9 der winzigen Braunkopfkleiber sondern auch mindestens 3 Kokardenspechte gefunden. Leider in den Kronen der allerhöchsten Kiefern. An ein Foto von den Kleibern war nicht zu denken, und auch vom Kokardenspecht ist nur ein schlechtes Belegbild rausgekommen.

Kokardenspecht

Naja, Hauptsache gut gesehen. Damit haben die drei hier möglichen, neuen Arten auf Anhieb geklappt. Das war allerdings auch Glück, weil ich am nächsten Tag zwar problemlos die beiden Rotkopfspechte wiedergefunden habe, dazu zwei weitere Spechtarten und mit viel Mühe auch nochmal die Kleiber. Vom Kokardenspecht aber keine Spur. Ich habe es dann nachmittags noch im sehr großen Sam Houston State Forest nordöstlich meiner Unterkunft versucht. Hier führen kleine Sträßchen durch riesige Kiefernwälder und das Beobachten ist wesentlich angenehmer. Nur die Spechte habe ich nicht gefunden.

Also gut, das ich am Sonntag schon Glück hatte.

6 Kommentare zu „Spechtsuche in den Kiefernwäldern

  1. Hallo Matthias,
    Matthias und ich haben mittlerweile morgens die Frage in unsere Vormittagsroutine eingebaut: „Und, gibt es einen neuen Bericht von Matthias? Schon gelesen?“.

    So haben wir uns heute morgen über den tollen Spechtbeitrag gefreut! Das Pappschild zeigt ja wirklich die Wertigkeit, die bestimmte Endangered Species in den USA zu haben scheinen. Herrjeh!
    Tolle Bilder!

    LG Barbara H und Mathias

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    1. Hall Ihr beiden,
      danke wie immer für den netten Kommentar, Ihr seid außer Barbara und meiner Schwester ja meine treuesten Leser.
      Es freut mich sehr, dass Euch meine Beiträge gefallen und das gibt natürlich Ansporn, weiter zu machen.
      Schöne Grüße Matthias

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  2. Liebe Barbara,
    Irgendwann musst Du uns mal sagen, wie das Wort „Mo“ weiter geht…

    Morgen…
    Mondschein…
    Motor…
    Monitoring…

    🙂

    Liebe Grüße von Barbara H

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  3. Lieber Matthias, wir freuen uns auch immer sehr über Deine Beiträge und tollen Fotos! Danke, dass Du so regelmäßig berichtest. Läufst Du jetzt mit Trump-Frisur durch die Gegend…?

    Viele Grüße, Celia und Felix

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  4. Moin Matthe,

    da ist ja wirklich von einem riesigen Glück zu sprechen, dass du am ersten Tag deines Versuchs die 3 gewünschten Vogelarten gesehen hast. Das Foto vom Rotkopfspecht ist sehr schön geworden und der Kokardenspecht sieht wie ein Kiefernzapfen aus. Die „geputzten“ Kiefernwälder kenne ich auch von Teneriffa und El Hiero. Die gefallen mir auch. 

    Ich hoffe du kannst deine Unterkunft bei der Philippinin genießen und hast noch andere schöne Sichtungen. 

    Viel Glück und Spaß weiterhin 

    Barbara 

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