Attwater’s Prairie Chicken National Wildlife Refuge

Nach einer zur Abwechslung mal sehr kurzen Autofahrt bin ich gestern schon vormittags im kleinen Ort Eagle Lake westlich von Houston angekommen.

Eagle Lake

Da ich noch 1 h Zeit hatte, bis ich mein Gepäck im Motel abladen konnte, habe ich mir in einem original 60er Jahre Barbierladen die Haare scheren lassen. Es gab allerdings vom steinalten Barbier vielfältige Begründungen zum Haarschnitt dazu, warum Biden unwählbar und Trump der einzig wahre Präsident ist.

Danach bin ich zum 13 km nordöstlich des Ortes gelegenen Attwater‘s Präriehuhn Schutzgebiet gefahren, um mir das Gebiet schon mal anzuschauen.

Das ca 40 qkm große Schutzgebiet ist ein winziger Teil der ehemals riesigen Kurzgrasprärien, die sich früher von Südtexas bis weit nach Louisiana die Küstenebenen entlangzogen.

Von diesem Lebensraum sind heute nur noch weniger als 1 % erhalten geblieben. Die Bisons, die diese Prärien kurzgrasig hielten, sind natürlich schon seit 200 Jahren verschwunden, aber eine andere Flagschiffart dieses Lebensraumtyps hat bisher ( noch) überlebt.

Das Attwater‘s Präriehuhn hat aber im Vergleich zur Situation in den 1950er Jahren, als der Bestand auf 1 Million Exemplare geschätzt wurde, auch um über 99,99 % abgenommen. Im letzten November wurde die Gesamtpopulation in den beiden letzten Restvorkommen mit 182 Exemplaren angegeben. Und auch die halten sich nur durch intensivstes Habitat- und Prädatorenmanagement und dauernde Auswilderungen von in Gefangenschaft nachgezüchteten Vögeln.

Im südlichen Teil des Gebietes ist das Besucherzentrum und in der Nähe eine öffentlich frei zugängliche Fläche mit einem befahrbaren Rundweg und einigen Trails. In der Fläche gibt es allerdings keine Präriehühner, die sind alle im normalerweise unzugänglichen Norden des Gebietes. Einmal im Monat bieten sie da deswegen eine öffentliche (und kostenlose) Tour an, für die man sich vorher anmelden muss. Das hatte ich schon Anfang Januar gemacht, deswegen hatte ich meinen Platz sicher.

Blöderweise hatten sie überbucht, und es waren deutlich mehr Teilnehmer da, als in den Kleinbus reingingen. Sie haben die Tour deshalb zweigeteilt, d.h. jede Gruppe hatte nur 1 Stunde Zeit, ungünstig.

Ich war bei der ersten Gruppe und hatte als Einziger ein Spektiv mit. Blöderweise war es noch ziemlich neblig, als wir an der Balzarena der Präriehühner ankamen. Man hat das Kullern der Hähne zwar super gehört und sie im Spektiv auch gut gesehen, für Fotos war da aber nichts zu wollen. Aber zumindest hat die ganze Gruppe die balzenden Hähne einer der seltensten Vogelarten Nordamerikas mal durch das Spektiv beobachtet.

Als wir zurück waren habe ich die nette Chefin des Reservats, die uns gefahren hat, gefragt, ob ich nicht wegen meiner langen Anreise die 2. Tour auch noch mitmachen dürfte. Da die Restgruppe kleiner war, hat sie sofort zugesagt und wir sind gleich wieder abgefahren. Inzwischen hatte sich der Nebel verzogen, am Lek, wo wir vorher waren, war von den 6 Hähnen aber nur noch einer anwesend, und der balzte nicht mehr.

Wir sind deshalb ein paar km weiter zu einem weiteren Lek gefahren, und da war die Balz noch in vollem Gange.

Die Balzarena der Präriehühner

Wir waren zwar nicht besonders nahe an der Action, aber wieder war der Tanz von drei Hähnen gleichzeitig auf einer Fläche von ca. 20 qm im Spektiv toll zu sehen. Wenn die Hähne ihre langen Federohren aufstellen, sich vorbeugen, die gelben Kehlsäcke aufpumpen und trampelnd anfangen zu Kullern ist das wirklich spektakulär.

Auf der Rückfahrt habe ich dann noch direkt neben der Straße ein weiteres Männchen gefunden. Ohne Balzverhalten sind die Vögel zwar nicht ganz so eindrucksvoll.

Attwaters Prairie Chicken

Netterweise fing der dann aber auch nochmal zu balzen an, und hat uns wirklich eine tolle Show abgeliefert.

Mit Federohren und aufgeblasenen Kehlsäcken..
… im Balzmodus

Das war selbst für die Reservatsmanagerin eine neue Erfahrung, die sie so auf den Touren auch noch nicht hatte.

Also insgesamt ein absolut gelungener Morgen für mich.

Den Rest des Tages habe ich dann den öffentlich zugänglichen Teil des Schutzgebietes nach der anderen hier für mich neuen Art, dem Präriepieper (Sprague’s Pipit) abgesucht.  Die Prärie hier ist momentan noch winterbraun, aber es zeigen sich schon die ersten Blumen.

Und teilweise fliegen auch schon eine Menge Schmetterlinge, wenn mal kurz die Sonne herauskommt. Besonders eine Charakterart dieser Kurzgrasprärie, der Schwarze Schwalbenschwanz, ist hier häufig.

Black Swallowtail
bei der Paarung

Ansonsten wimmelt es hier von Weißwedelhirschen, die hier schon ewig nicht bejagt werden und den Rindern im Gebiet helfen, das Gras kurz zu halten.

Und in den kleinen Teichen in der Prärie schwimmen erstaunlich große Alligatoren.

Leider darf man nur bis Sonnenuntergang im Gebiet bleiben, so dass in genauere Suche nach nachtaktiven Säugetieren schwierig ist. Trotzdem habe ich durch Glück auf dem Weg einen für mich neuen Säuger gefunden, die endemische Attwater Taschenratte.

Attwater Pocket Gopher

Bei den vielen Hudsonweihen und Bussarden im Gebiet eine ziemlich gefährliche Aktion für die Ratte, tagsüber so frei auf dem Weg rumzulaufen.

Die Suche nach dem Pieper war nicht einfach, da überall verschiedene Neuweltammern wie Vesper und Savanna Sparrows durch das niedrige Gras kriechen und sich auch etwas pieperähnlich verhalten. Allerdings hüpfen sie mehr, als dass sie laufen, daran kann man schon viele aussortieren. Kurz vor Sonnenuntergang hat es dann aber endlich auch mit dem Pieper noch geklappt, nachdem ich gefühlt den Hundertsten kleinen Singvogel im Gras genauer angeschaut hatte. Als ich den dann aber gesehen habe, war kein Zweifel möglich, dass das ganz klar der Richtige war.

Sonnenuntergang über der Prärie

Damit ist mein Glück nach den 3 mauen Tagen in Austin ganz klar zurückgekommen, was ich abends mit einem hervorragenden Essen bei einem sehr guten Mexikaner gebührend gefeiert habe.

4 Kommentare zu „Attwater’s Prairie Chicken National Wildlife Refuge

  1. Na das klingt ja wirklich sehr erfolgreich und du sehr happy. Ich hoffe nur, dass der 50er Jahre Barbier keine Trumprol

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  2. Hallo Matthias,
    tolle Stories – und ich werde ab sofort beim „Flügelschlag“ das Präriehuhn mit anderen Augen sehen. Kein Wunder, dass das ein 9-Punkte-Vogel ist :-).

    Liebe Grüße und weiterhin gutes Birden
    Barbara H

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