Die schmale Bolivar-Halbinsel zieht sich über 43 km paralell zur Golfküste vom Birding-Mekka High Island bis fast zur häßlichen Hafenstadt Galveston südlich von Houston. Da gibt es eine Fährverbindung und von der Spitze der Halbinsel sieht man die Öltanker, die auf dem Weg zu den Raffinerien Galvestons sind.
Die teilweise weniger als 1 km breite Landzunge ist teilweise als Urlaubsort bebaut, aber wesentlich dezenter als South Padre Island weiter südlich.
Das mag aber auch daran liegen, dass die Bolivar Halbinsel 2008 von Hurrikan Ike in 10 Stunden praktisch vollkommen abgeräumt und zwei Drittel aller Gebäude vollständig zerstört wurden.
Möglicherweise hat man danach einfach vorsichtiger wieder aufgebaut. Die Häuser stehen jedenfalls praktisch alle auf Stelzen.
Ob das gegen die 6 m Wellen von Ike geholfen hätte, wo der Wasserspiegel sowieso schon 4 m über dem Boden stand, wage ich zu bezweifeln.
An der Spitze der Halbinsel im Westen liegt am Ende eines endlosen Sandstrandes das Bolivar Flats Shorebird Sanctuary.
Hier endet der mit Autos befahrbare Strand, was bedeutet, das man hier als Orni fast alleine ist. Die vielen fetten Amis und vor allem die noch viel fetteren Hispanos, die den Strand ansonsten nutzen, entfernen sich nur ungern weiter als ein paar Meter von ihren Monsterpickups.
Auch wenn ich bei meinen drei Besuchen hier nie den perfekten Zeitpunkt des späten auflaufenden Wassers getroffen habe, ist der Reichtum an Limikolen und sonstigen Wasservögeln extrem beeindruckend.
Besonders nett ist die sehr hohe Dichte von Fischadlern, über die man praktisch überall auf der Halbinsel stolpert.
Aber eigentlich geht es ja um Limis. An den Stränden wuseln zwischen Hunderten von Sanderlingen und Alpenstrandläufern auch immer wieder kleine Gruppen von Flötenregenpfeiffern herum. Den hatte ich zwar in South Padre gesehen, hier aber wesentlich mehr Exemplare und deutlich bessere Beobachtungen.
Außerdem auch immer wieder Kiebitzregenpfeiffer, Schlammtreter und einzelne Rostbrachvögel.
Aber das richtige Spektakel ging erst in den Lagunen am Ende der Halbinsel los. Als ich zum 1. Mal an der Stelle war, fischten da 630 Nashornpelikane in einem Trupp im flachen Wasser und um sie herum fingen über 6000 Braunkopf-Säbelschnäbler die aufgescheuchten Kleintiere. Leider etwas zu weit weg für vernünftige Fotos.
Die Säbelschnäbler waren gestern etwas näher, wenn auch nur ca. 2500.
Auch sehr cool sind die großen Trupps von Amerikanische Scherenschnäbeln. Das sind die Seeschwalbenverwandten mit den asymetrischen Schnäbeln, die flach über die Wasseroberfläche fliegen und diese mit dem langen Unterschnabel durchpflügen. Wenn sie dabei gegen ein Fischchen stoßen, klappt der Oberschnabelmherunter und die Mahlzeit ist gefangen.
Insgesamt eine extrem nette Stelle zum Beobachten und wegen des Seewindes außerdem praktisch mückenfrei.
Das konnte man von High Island nicht behaupten. Dieses kleine Dörfchen auf einer etwas höher gelegenen Insel im Marschland ist der vielleicht berühmteste Zugvogel-Hotspot in Texas, wenn nicht in den gesamten USA. Hier finden die, nach dem Flug über den Golf von Mexico erschöpften, Singvögel die ersten Bäume in kleinen Wäldchen, in denen sie Nahrung und Schutz finden.
In vier Wochen drängeln sich hier die Waldsänger, Ammern, Kuckucke und sonstigen Zugvögel, bestaunt von teilweise Hunderten von Ornis und Fotografen. Jetzt, vier Wochen zu früh, waren die Wäldchen praktisch vogelleer, dafür voll von Millionen von Moskitos. Nachdem ich nach kurzer Suche die hier für mich neuen und damit wichtigen Rote Spottdrosseln gefunden hatte, habe ich die ungastlichen Wälder schnell wieder verlassen.
Hallo Matthias,
wie schön, wieder ein toller Beitrag mit beeindruckenden Bildern! Die Scherenschnäbel sind ja abgefahren! Das Bild vom Landeanflug könnte in einen Kalender!
Ich habe mich dann auch mal schnell weitergebildet: Der Long Billed Curlew ist auf Deutsch der Rostbrachvogel oder Amerikanischer Brachvogel – wenn ich das richtig abgeleitet habe.
Weiterhin gutes Birden!
Barbara H
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Hi Matthe,
wieder ein unfassbarer schöner Bericht und vielen Limibildern, die du wohl für mich extra ausführlich beschrieben hast. Danke dafür. Aber wie kann man 6.000 Braunkopfsäbelschnäbler zählen? und die vielen anderen Limis, wenn sie von vorne im Anflug auf dich sind? Super für dich, dass du deine Wunschart auf High Island – die Braune Spottdrossel – trotz Moskitonebel gefunden hast und nicht von den Stechheimern aufgefressen worden bist. Ich denke mal, dass dieser Birdingurlaub trotz einiger „Ablenkungen“ dich auf deine Kosten hat kommen lassen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Bis bald Deine Barbara
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Danke. Wieder wunderschöne und beeindruckende Bilder. Guten Heimflug. GLG Dieter
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