Im Texas Hill-Country

Für die letzten vier Tage habe ich nochmal eine ordentliche Fahrt nach Westen unternommen, in die Hügellandschaft westlich von San Antonio. Dies ist der südliche Teil des Edwards-Plateaus, einer Landschaft aus Kalkhügeln und Canyons, eher untypisch für das eigentlich flache Texas. Diese Gegend ist das Brutgebiet des extrem hübschen Goldwangen-Waldsängers, eines echten Texas-Endemiten, der ausschließlich hier brütet. Die lokalen Brutvögel überwintern zwar in Mittelamerika, da werden sie aber nur sehr selten gesehen. Und mir ist er da jedenfalls noch nicht begegnet.

Als kurze Erklärung für die Nichtornis, die amerikanischen Waldsänger besetzten hier als Insektenfresser die Nische, die in der Alten Welt von den Laubsängern genutzt wird. Im Gegensatz zu den häufig recht schlicht gefärbten Laubsängern sind die meisten der ca. 120 Waldsängerarten teilweise unglaublich bunt. Von den in den USA und Kanada brütenden, nördlichen Arten habe ich den größten Teil in Süd- und Mittelamerika und der Karibik in den Winterquartieren gesehen, den Goldwangen-Waldsänger aber, wie oben erwähnt, nicht.

Ich hatte mir die Art als letztes Ziel übrig gelassen, obwohl ich ja schon mal hier in der Nähe war, weil sie erst ab der 2. Märzwoche wieder in ihren Brutgebieten eintreffen. Als ich in Austin war, waren sie also noch nicht hier.

Die Gegend westlich von San Antonio, der  zweitgrößten Stadt in Texas, ist absolut leer und landschaftlich erfreulich. Kleine Sträßchen schlängeln sich durch die bewaldeten Hügel und man muss sich ml wieder ans Kurvenfahren gewöhnen.

Die Ortschaften hier sind winzig und bestehen häufig nur aus ein paar Ranches und einem Postamt.

Stadtzentrum von Utopia

Das erklärte auch, warum es bei Booking.com unmöglich und bei AirBnB schwierig war, in der Nähe des Lost Maples State Natural Area, des Schutzgebiets wo ich hin wollte, eine Unterkunft zu finden. Schließlich hatte ich doch Glück, wieder mit einem Wohnwagen. Diesmal allerdings mit einem absoluten Luxusmodell. Der Wagen steht im Wacholderwald auf einer großen Ranch auf der Tomahawk-Ridge südwestlich des Kaffs Utopia.

Meine Unterkunft für die letzten 4 Nächte

Ben, der nette Vermieter,wohnt auch auf dem Grundstück, aber so weit weg, dass er mit dem Quad herfahren muss. Von hier ist es noch 30 min Fahrt nach Lost Maples, näher ging nicht.

Lost Maples ist wie alle Schutzgebiete in Texas, in denen ich bisher war, gut organisiert mit schönen Trails und guten Informationen am Headquarter, wo man die 6 Dollar Eintritt bezahlt.

Wacholderwald in Lost Maples

Der aussichtsreichste Trail laut den Rangern läuft durch einen schmalen Canyon mit einem Bach durch den Mischwald aus Eichen, Ahorn und Wacholder (die sie hier Cedar nennen), mit einem Unterwuchs aus teilweise sehr schön blühenden Büschen.

Blühender Mountain-Laurel
hübsch, aber giftig
Sabinal River im Canyon
sieht fast aus wie Kirschblüte in Japan

Vögel gab es jede Menge, und nach einer Stunde habe ich auch den ersten Goldwangen-Waldsänger gehört. Soweit, so gut. Am Ende waren es tatsächlich mindestens 7 singende Männchen, die über eine Strecke von 500 m im dichten Wacholderwald an der Steilwand östlich des Canyons verteilt waren. Ich habe es dann für 5 Stunden versucht, einen davon zu sehen, was sich als absolut unmöglich herausstellte. Gegen 14 Uhr wurde es zu heiß und die Gesangsaktivität hat so stark nachgelassen, dass ich frustriert aufgegeben habe.

Bei einer kurzen Mittagspause am Parkplatz habe ich einen örtlichen Birder interviewt, der meinte, solange die Eichen noch unbelaubt sind und die Vögel grade erst angekommen ist es schwierig, sie zu sehen. Ach wirklich ? Ich sollte den westlichen Trail mal versuchen, da sind die Bäume teilweise niedriger und näher am Weg. Es war zwar immer noch heiß, ich bin aber nochmal los gezogen, und habe nach knapp einer Viertelstunde tatsächlich einen weiteren singenden Vogel gefunden. Nach kurzem Abspielen der Klangattrappe ( hier eigentlich nicht erlaubt) saß er dann auf einmal für 3 Sekunden vollkommen frei oben in einem großen Wacholder. Wow, was für eine Erleichterung, wenn es auch nicht für ein Foto gereicht hat. Aber nach den ewigen Versuchen heute morgen war der Erfolg jetzt doppelt schön !

Am Mittwoch habe ich dann auf dem selben Trail insgesamt mindestens 10 Männchen gehört und eins auch mal niedrig und leider teilweise verdeckt in einem Wacholderbusch  fotografiert. Zumindest sieht man die goldenen Wangen.

Leider etwas verdeckt und unscharf

Es hilft auch nicht, dass die Vögel unglaublich hektisch sind, und kaum mal eine Sekunde still sitzen. Heute am 3. Tag in der Gegend habe ich von 12 singenden Männchen immerhin vier gesehen, entweder ich habe es jetzt besser raus, oder es wird einfacher.

Goldwangen-Waldsänger

Auch wenn es immer noch nicht zu schönen Bilder gereicht hat, hatte ich zumindest auch mal einen kurz frei in einer Baumkrone sitzen.

Ansonsten gab es auch noch ein paar hübsche Vögel, aber fotographisch  in dem Wald nicht viel zu holen.

Weißaugen-Vireo

Dafür gab es bei der Mittagshitze an den Bächen manchmal die Möglichkeit, einen der sonst extrem scheuen, großen Schwalbenschwänze bei der Mineralienaufnahme zu erwischen.

Sieht fast aus wie unser Schwalbenschwanz

In den Bächen habe ich auch mehrfach den hübschen und endemische Guadaloupe-Barsch gesehen, den Nationalfisch von Texas. An den Canyonwänden gab es ein paar sehr schnelle Strumpfbandnattern und etwas entspantere Eidechsen.

Insgesamt war es eine gute Idee, die letzten Tage des Trips hier im Westen zu verbringen, auch wenn das morgen eine fünfstündige Fahrt zum Flughafen bedeutet.

Damit war dies der letzte Beitrag für diese Reise, ich bedanke mich fürs Lesen und tschüss bis zum nächsten Trip.

2 Kommentare zu „Im Texas Hill-Country

  1. Schade, schon wieder vorbei!! Dann freuen wir uns auf den persönlichen Bericht in Bälde 😀.

    Gute Rückreise!
    Liebe Grüße Barbara H und Mathias

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