Austin

Von der hintersten Provinz bin ich gestern nochmal eine weite Strecke wieder in dichter besiedelte Gefilde gefahren. Genauer gesagt von Fort Davis mit 1067 Einwohnern in die Hauptstadt von Texas, Austin, mit ca. 1,5 Millionen Leuten.

Abgefahrene Architektur in Austin
Colorado River

Nach den leeren Highways im Westen war das Ankommen hier nervenaufreibend. Ich weiß nicht, wie ich das ohne die hervorragenden Ansagen der freundlichen Dame von Google Maps über Carplay gemacht hätte. Das ist wirklich eine tolle Erfindung !

So habe ich trotz des unübersichtlichen Autobahngewirrs (teilweise sich kreuzende Abbiegespuren sechsstöckig übereinander) meine nette Unterkunft gut gefunden. Der Verkeht hat mich aber manchmal sehr an den Film Blade Runner erinnert, nur ohne fliegende Autos.

Ja, und was will ich eigentlich in der Großstadt ? Natürlich gar nichts, aber hier ganz in der Nähe gibt es zwei kleine Naturschutzgebiete am Colorado, wo ein paar für mich wichtige Arten möglich sind. Und meine nette AirBnB Unterkunft war einfach m nächsten an den Gebieten dran. Trotzdem muss ich mich da jeweils 30-40 Minuten durch den dichten Verkehr wühlen.

Gestern Abend war ich dann auch gleich noch im Commons Ford Ranch Metropolitan Park, einer ehemaligen Ranch am Südufer des Colorado, die sie zum Naturschutzgebiet gemacht haben. Hier haben sie unter anderem eine mehrere Hektar große Präriefläche wieder renaturiert.

Renaturierte Prärie im Wintermodus

In dieser Fläche wurden seit Anfang Februar nachts  immer wieder balzende Kanadaschnepfen, die amerikanische Verwandte unserer Waldschnepfe, gehört und aufgenommen. Und da wollte ich probieren, die nicht nur zu hören, sondern sie mit der Wärmebildkamera auch zu sehen.

Ich war deutlich vor Sonnenuntergang da und habe gleich ein paar hübsche Vögel gesehen. Natürlich wird auch hier angefüttert, was beispielsweise den sehr häufigen Roten Cardinalen gut gefällt.

Roter Kardinal

Mit der Dämmerung fingen dann zwei Virginiauhus an zu balzen, den einen habe ich sogar noch im Hellen gefunden.

Virginiauhu

Als es dann dunkel wurde, haben die Kojoten angefangen zu heulen, einen habe ich mit der Wärmebildkamera auch schön gesehen. Nur die Schnepfen haben sich leider nicht gerührt.

Gegen 20:00 Uhr habe ich abgebrochen und noch etwas mit meinem netten afroamerikanischen Gastgeber geredet, bis der zu seiner Nachtschicht musste.

29.2. Lider haben die Kanadaschnepfen auch gestern nicht mitgespielt, es war allerdings abends auch deutlich kälter und windiger. Ein ortskundiger Orni vermutete, dass die Schnepfen vielleicht wegen des warmen Wetters der letzten Tage schon in Richtung ihrer nördlichen Brutgebiete abgezogen sein könnte. Er meinte auch, dass die letzten Beobachtungen vom 19.02. wären, was ich ja bei Ebird auch gesehen hatte.

Das Gebiet genau wie die anderen Naturschutzgebiete außerhalb von Austin sind zwar sehr schön, aber von meinen Zielarten hat leider nichts geklappt.

Heute war ich fast den ganzen Tag in einem schönen Galeriewald am Rio Colorado.

Der Wald war voller Vögel, auch wenn die teilweise nicht so spektakuläre aussehen.

Carolina-Zaunkönig

Allerdings teilweise extrem laut wie die Roten Kardinale oder der Carolina-Zaunkönig oben. Außerdem krabbelt es im Unterholz teilweise von Neuweltammern, die sich zum Teil verblüffend ähnlich sehen und durchaus ein paar knifflige Bestimmungsprobleme bieten.

Singammer

Wie diese Singammer, die teilweise in mehreren Unterarten und Farbmorphen mit einer Handvoll ähnlicher Arten zusammen im Unterholz rumwuselt.

Neben dm Galeriewald liegen die großen Rieselfelder einer Kläranlage, auf der Birder herzlich willkommen sind. Der Geruch ist natürlich etwas streng, aber die Beobachtungsbedingungen dafür hervorragend. Auf einem Teich schwammen alleine 14 Entenarten mit über 2000 Löffelenten und 110 Schwarzkopfruderenten.

Löffelente im Landeanflug

Aber dazwischen immer wieder auch andere Arten wie diese Riesentafelente mit einer weiblichen Kanadapfeiente rechts daneben.

Riesentafelente

Irgendwie erinnerte das Wetter heute an die hervorragenden Bücher von Larry McMurty, der das Leben hier Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt. Seine Helden beklagen sich immer, dass sie in einem Moment fast von der Sonne gebraten werden und kurz danach fast erfrieren. Nachdem es Dienstag Nachmittag 26 Grad hatte, habe ich Handschuhe, lange Unterhosen und dicke Socken mal wieder unten in den Rucksack verstaut. Heute Morgen habe ich dann beim Losfahren nicht aufgepasst, und als ich  am Colorado ankam waren es 6 Grad und es wehte ein eisiger Wind. Da hätte ich die Handschuhe gut gebrauchen können.

Insgesamt hat sich der Stopp in Austin also nicht so gelohnt, denn als es nachmittags auch noch anfing zu regnen, habe ich es aufgegeben, abends noch einen 3. Versuch auf die Schnepfe zu machen.

Hoffentlich kommt mein Glück übermorgen im Prärieschutzgebiet zurück, wo ich einen Platz bei der einmal im Monat stattfindenden Tour in die sonst geschlossenen Teile des Präriehuhnreservates gebucht habe.

2 Kommentare zu „Austin

  1. Hallo Matthe,

    Habe dich ja schon um den Uhu und Kojoten beneidet, den roten Kardinal hätte ich auch gerne gesehen. Aber diese Hochhäuser auch wenn sie architektonisch interessant sind, würden mir auf Fotos reichen. Um die großen Entfernungen, d.h. die vielen Kilometern bist du nicht zu beneiden; und das auch noch alleine. Das ist schon eine Leistung! Ich hoffe für dich, dass du heute den ein oder anderen Tick von deiner Wunschliste gefunden hast. Ich drücke dir wie immer die Daumen und denke an dich.

    Ganz liebe Grüße

    Barbara

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