Im Texas Hill-Country

Für die letzten vier Tage habe ich nochmal eine ordentliche Fahrt nach Westen unternommen, in die Hügellandschaft westlich von San Antonio. Dies ist der südliche Teil des Edwards-Plateaus, einer Landschaft aus Kalkhügeln und Canyons, eher untypisch für das eigentlich flache Texas. Diese Gegend ist das Brutgebiet des extrem hübschen Goldwangen-Waldsängers, eines echten Texas-Endemiten, der ausschließlich hier brütet. Die lokalen Brutvögel überwintern zwar in Mittelamerika, da werden sie aber nur sehr selten gesehen. Und mir ist er da jedenfalls noch nicht begegnet.

Als kurze Erklärung für die Nichtornis, die amerikanischen Waldsänger besetzten hier als Insektenfresser die Nische, die in der Alten Welt von den Laubsängern genutzt wird. Im Gegensatz zu den häufig recht schlicht gefärbten Laubsängern sind die meisten der ca. 120 Waldsängerarten teilweise unglaublich bunt. Von den in den USA und Kanada brütenden, nördlichen Arten habe ich den größten Teil in Süd- und Mittelamerika und der Karibik in den Winterquartieren gesehen, den Goldwangen-Waldsänger aber, wie oben erwähnt, nicht.

Ich hatte mir die Art als letztes Ziel übrig gelassen, obwohl ich ja schon mal hier in der Nähe war, weil sie erst ab der 2. Märzwoche wieder in ihren Brutgebieten eintreffen. Als ich in Austin war, waren sie also noch nicht hier.

Die Gegend westlich von San Antonio, der  zweitgrößten Stadt in Texas, ist absolut leer und landschaftlich erfreulich. Kleine Sträßchen schlängeln sich durch die bewaldeten Hügel und man muss sich ml wieder ans Kurvenfahren gewöhnen.

Die Ortschaften hier sind winzig und bestehen häufig nur aus ein paar Ranches und einem Postamt.

Stadtzentrum von Utopia

Das erklärte auch, warum es bei Booking.com unmöglich und bei AirBnB schwierig war, in der Nähe des Lost Maples State Natural Area, des Schutzgebiets wo ich hin wollte, eine Unterkunft zu finden. Schließlich hatte ich doch Glück, wieder mit einem Wohnwagen. Diesmal allerdings mit einem absoluten Luxusmodell. Der Wagen steht im Wacholderwald auf einer großen Ranch auf der Tomahawk-Ridge südwestlich des Kaffs Utopia.

Meine Unterkunft für die letzten 4 Nächte

Ben, der nette Vermieter,wohnt auch auf dem Grundstück, aber so weit weg, dass er mit dem Quad herfahren muss. Von hier ist es noch 30 min Fahrt nach Lost Maples, näher ging nicht.

Lost Maples ist wie alle Schutzgebiete in Texas, in denen ich bisher war, gut organisiert mit schönen Trails und guten Informationen am Headquarter, wo man die 6 Dollar Eintritt bezahlt.

Wacholderwald in Lost Maples

Der aussichtsreichste Trail laut den Rangern läuft durch einen schmalen Canyon mit einem Bach durch den Mischwald aus Eichen, Ahorn und Wacholder (die sie hier Cedar nennen), mit einem Unterwuchs aus teilweise sehr schön blühenden Büschen.

Blühender Mountain-Laurel
hübsch, aber giftig
Sabinal River im Canyon
sieht fast aus wie Kirschblüte in Japan

Vögel gab es jede Menge, und nach einer Stunde habe ich auch den ersten Goldwangen-Waldsänger gehört. Soweit, so gut. Am Ende waren es tatsächlich mindestens 7 singende Männchen, die über eine Strecke von 500 m im dichten Wacholderwald an der Steilwand östlich des Canyons verteilt waren. Ich habe es dann für 5 Stunden versucht, einen davon zu sehen, was sich als absolut unmöglich herausstellte. Gegen 14 Uhr wurde es zu heiß und die Gesangsaktivität hat so stark nachgelassen, dass ich frustriert aufgegeben habe.

Bei einer kurzen Mittagspause am Parkplatz habe ich einen örtlichen Birder interviewt, der meinte, solange die Eichen noch unbelaubt sind und die Vögel grade erst angekommen ist es schwierig, sie zu sehen. Ach wirklich ? Ich sollte den westlichen Trail mal versuchen, da sind die Bäume teilweise niedriger und näher am Weg. Es war zwar immer noch heiß, ich bin aber nochmal los gezogen, und habe nach knapp einer Viertelstunde tatsächlich einen weiteren singenden Vogel gefunden. Nach kurzem Abspielen der Klangattrappe ( hier eigentlich nicht erlaubt) saß er dann auf einmal für 3 Sekunden vollkommen frei oben in einem großen Wacholder. Wow, was für eine Erleichterung, wenn es auch nicht für ein Foto gereicht hat. Aber nach den ewigen Versuchen heute morgen war der Erfolg jetzt doppelt schön !

Am Mittwoch habe ich dann auf dem selben Trail insgesamt mindestens 10 Männchen gehört und eins auch mal niedrig und leider teilweise verdeckt in einem Wacholderbusch  fotografiert. Zumindest sieht man die goldenen Wangen.

Leider etwas verdeckt und unscharf

Es hilft auch nicht, dass die Vögel unglaublich hektisch sind, und kaum mal eine Sekunde still sitzen. Heute am 3. Tag in der Gegend habe ich von 12 singenden Männchen immerhin vier gesehen, entweder ich habe es jetzt besser raus, oder es wird einfacher.

Goldwangen-Waldsänger

Auch wenn es immer noch nicht zu schönen Bilder gereicht hat, hatte ich zumindest auch mal einen kurz frei in einer Baumkrone sitzen.

Ansonsten gab es auch noch ein paar hübsche Vögel, aber fotographisch  in dem Wald nicht viel zu holen.

Weißaugen-Vireo

Dafür gab es bei der Mittagshitze an den Bächen manchmal die Möglichkeit, einen der sonst extrem scheuen, großen Schwalbenschwänze bei der Mineralienaufnahme zu erwischen.

Sieht fast aus wie unser Schwalbenschwanz

In den Bächen habe ich auch mehrfach den hübschen und endemische Guadaloupe-Barsch gesehen, den Nationalfisch von Texas. An den Canyonwänden gab es ein paar sehr schnelle Strumpfbandnattern und etwas entspantere Eidechsen.

Insgesamt war es eine gute Idee, die letzten Tage des Trips hier im Westen zu verbringen, auch wenn das morgen eine fünfstündige Fahrt zum Flughafen bedeutet.

Damit war dies der letzte Beitrag für diese Reise, ich bedanke mich fürs Lesen und tschüss bis zum nächsten Trip.

Auf der Bolivar Halbinsel

Die schmale Bolivar-Halbinsel zieht sich über 43 km paralell zur Golfküste vom Birding-Mekka High Island bis fast zur häßlichen Hafenstadt Galveston südlich von Houston. Da gibt es eine Fährverbindung und von der Spitze der Halbinsel sieht man die Öltanker, die auf dem Weg zu den Raffinerien Galvestons sind.

Tanker auf dem Weg von oder nach Galveston

Die teilweise weniger als 1 km breite Landzunge ist teilweise als Urlaubsort bebaut, aber wesentlich dezenter als South Padre Island weiter südlich.

Das mag aber auch daran liegen, dass die Bolivar Halbinsel 2008 von Hurrikan Ike in 10 Stunden praktisch vollkommen abgeräumt und zwei Drittel aller Gebäude vollständig zerstört wurden.

Möglicherweise hat man danach einfach vorsichtiger wieder aufgebaut. Die Häuser stehen jedenfalls praktisch alle auf Stelzen.

Ob das gegen die 6 m Wellen von Ike geholfen hätte, wo der Wasserspiegel sowieso schon 4 m über dem Boden stand, wage ich zu bezweifeln.

An der Spitze der Halbinsel im Westen liegt am Ende eines endlosen Sandstrandes das Bolivar Flats Shorebird Sanctuary.

Hier endet der mit Autos befahrbare Strand, was bedeutet, das man hier als Orni fast alleine ist. Die vielen fetten Amis und vor allem die noch viel fetteren Hispanos, die den Strand ansonsten nutzen, entfernen sich nur ungern weiter als ein paar Meter von ihren Monsterpickups.

Auch wenn ich bei meinen drei Besuchen hier nie den perfekten Zeitpunkt des späten auflaufenden Wassers getroffen habe, ist der Reichtum an Limikolen und sonstigen Wasservögeln extrem beeindruckend.

Besonders nett ist die sehr hohe Dichte von Fischadlern, über die man praktisch überall auf der Halbinsel stolpert.

Aber eigentlich geht es ja um Limis. An den Stränden wuseln zwischen Hunderten von Sanderlingen und Alpenstrandläufern auch immer wieder kleine Gruppen von Flötenregenpfeiffern herum. Den hatte ich zwar in South Padre gesehen, hier aber wesentlich mehr Exemplare und deutlich bessere Beobachtungen.

Flötenregenpfeiffer

Außerdem auch immer wieder Kiebitzregenpfeiffer, Schlammtreter und einzelne Rostbrachvögel.

Long- billed Curlew mit Sanderling

Aber das richtige Spektakel ging erst in den Lagunen am Ende der Halbinsel los. Als ich zum 1. Mal an der Stelle war, fischten da 630 Nashornpelikane in einem Trupp im flachen Wasser und um sie herum fingen über 6000 Braunkopf-Säbelschnäbler die aufgescheuchten Kleintiere. Leider etwas zu weit weg für vernünftige Fotos.

Die Säbelschnäbler waren gestern etwas näher, wenn auch nur ca. 2500.

Braunkopf-Säbelschnäbler, Schmuckreiher und Bergstrandläufer im Vordergrund.
Da sind noch ein paar Schlammtreter und Große Gelbschenkel dabei
Wimmelbild nach Attacke durch eine Hudsonweihe

Auch sehr cool sind die großen Trupps von Amerikanische Scherenschnäbeln. Das sind die Seeschwalbenverwandten mit den asymetrischen Schnäbeln, die flach über die Wasseroberfläche fliegen und diese mit dem langen Unterschnabel durchpflügen. Wenn sie dabei gegen ein Fischchen stoßen, klappt der Oberschnabelmherunter und die Mahlzeit ist gefangen.

Aztekenmöwe und Marmorschnepfe vor den Scherenschnäbel
Trupp von insgesamt 700
Landeanflug von vorne

Insgesamt eine extrem nette Stelle zum Beobachten und wegen des Seewindes außerdem praktisch mückenfrei.

Das konnte man von High Island nicht behaupten. Dieses kleine Dörfchen auf einer etwas höher gelegenen Insel im Marschland ist der vielleicht berühmteste Zugvogel-Hotspot in Texas, wenn nicht in den gesamten USA. Hier finden die, nach dem Flug über den Golf von Mexico erschöpften, Singvögel die ersten Bäume in kleinen Wäldchen, in denen sie Nahrung und Schutz finden.

Canopy Walkway, Smith Wood, High Island

In vier Wochen drängeln sich hier die Waldsänger, Ammern, Kuckucke und sonstigen Zugvögel, bestaunt von teilweise Hunderten von Ornis und Fotografen. Jetzt, vier Wochen zu früh, waren die Wäldchen praktisch vogelleer, dafür voll von Millionen von Moskitos. Nachdem ich nach kurzer Suche die hier für mich neuen und damit wichtigen Rote Spottdrosseln gefunden hatte, habe ich die ungastlichen Wälder schnell wieder verlassen.

Im Marschland der Golfküste

Ich bin seit Dienstag in den großen Marsch- und Sumpfgebieten an der Küste des Golfs von Mexico. Das ist nur eine halbe Stunde südöstlich von Houston, aber eine vollkommen andere Welt. Kleine Ortschaften mit viel Platz dazwischen, kleine Sträßchen und ein gemächlicher Lebensstil. Man hat den Eindruck, die Hauptbeschäftigung der Leute hier ist das Mähen der riesigen Rasenflächen rund um ihre kleinen Häuschen. Das geht nur mit kleinen Mähtraktoren, mit dem Rasenmäher könnte man das nie bewältigen.

Ich habe, weil hier einige gute Gebiete in der Nähe liegen, im kleinen Ort  Anahuac eine Unterkunft für 6 Nächte gefunden.

Chambers Inn, Anahuac

Das Chambers Inn war wohl mal eine Pension, wird jetzt aber von einer netten, älteren Dame als AirBnB bewirtschaftet. Ich bin der einzige Gast und habe die ganze obere Etage für mich alleine, 5 Zimmer, 2 Bäder, Küche, Waschmaschine und Gartennutzung. Und für 60 € pro Nacht auch noch billiger als die blöden Motels. Meine nette Gastgeberin kommt ursprünglich von den Philippinen und war begeistert, als ich von meiner dreimonatigen Tour dort berichtete. Seitdem versorgt sie mich mit leckeren Gerichten aus ihrer Heimat, deutlich besser als Alles, was ich dort gegessen habe. Bisher bin ich trotz der gut eingerichteten Küche nicht zum Kochen gekommen, weil ich so gut versorgt werde.

Ein paar Meilen südlich des Ortes ist das Anahuac National Wildlife Refuge, ein großes Schutzgebiet aus Sümpfen, Lagunen, Salzwiesen und Weiden, was sich bis zur Trinity Bay, einer großen Bucht an der Golfküste erstreckt. Hier kann man sowohl gut wandern als auch mehrere gute Beobachtungstouren mit dem Auto entlangfahren.

Eine dieser Touren führt ca. 4 km um den Shoveller Pond ( Löffelenten-Teich) der seinen Namen durchaus zu recht trägt.

Shoveller Pond im Abendlicht

Es gibt aber auch jede Menge andere Vögel zu sehen.

Black-belled Whistling-Duck
Schneesichler
Rosalöffler im letzten Licht
Schmuckreiher bei der Jagd
Davor möchte man kein Frosch sein !
Gürtelfischer auf durchlöcherter Sitzwarte

Aber bei den momentan doch sehr warmen Temperaturen sind auch die Reptilien ziemlich aktiv. Überall schwimmen und rasten Missisipi-Aligatoren.

Und manche sind ordentliche Brummer

Angeblich kann man aus dem Abstand zwischen Auge uns Schnauzenspitze in Inch die Gesamtlänge des Tieres in Fuß ausrechnen, aber wie will man das messen ? Der Bursche oben war auf jeden Fall deutlich über 3 m lang.

Aber bei meiner ersten Rundfahrt habe ich auf dem Weg auch drei giftige Wassermokkasin-Vipern gefunden.

Wassermokassin, auf englisch „Cottonmouth“

Die erste wollte mich nicht vorbei lassen und drohte ausgiebig mit weit aufgerissenem Maul. Am Ende bin ich vorsichtig drübergefahren, danach war sie zusammen gerollt und ganz verblüfft, was da grade passiert ist.

Eine deutlich längere haben mir leider zwei Ranger verscheucht, die da in ihrem Monsterpickup zu schnell vorbeigebraust sind.

Das Marschland bleibt wohl auch nur so offen, weil es häufiger mal abgebrannt wird.

Grasfeuer in der Ferne

In den dann offenen Bereichen kommen dann neue Gräser, aber auch ein paar hübsche Blumen.

Das Highlight kam dann gestern Abend, als ich an einem See auf den Ausflug der Nachtreiher aus den Schilfgebieten gewartet habe. Da stand auf einmal ein Rotluchs in der Wiese direkt vor mir, wie hingebeamt. Blöderweise war meine Kamera grade vollkommen verstellt und die Beobachtung war nur 2 min lang Deswegen ist das Bildmaterial leider nicht so gut, wie es in der Situation hätte sein müssen.

Rotluchs

Da werde ich mich heute Abend sicher nochmal ansetzen und es nochmal versuchen, trotz der Massen von Riesenmoskitos.

Spechtsuche in den Kiefernwäldern

Vom Präriehuhnschutzgebiet bin ich am 3. März am späten Vormittag in Richtung Houston abgefahren, nachdem ich morgens nochmal versucht habe, einen weiteren Präriepieper für ein Foto zu finden. Das hat leider nicht geklappt.

Der Moloch Houston ist wirklich fürchterlich, dagegen sind die schlimmsten Ecken des Rhein-Main- oder Ruhrgebiets noch Paradiese. Von den 8- oder 10-spurigen Highways aus sieht man nur eine unendliche Betonwüste aus grottenhäßlichen Gewerbegebieten, wo mit Millionen Tonnen Beton großräumig die Landschaft versiegelt wurde.

Meine Unterkunft war am Nordrand dieser Megacity und lag schon in den Kiefernwäldern auf Sandboden, die hier der typische Vegetationstyp sind. Wie lange das noch Wald sein wird, ist aber unklar, jedenfalls ist die Gegend schon parzelliert und mit größeren Straßen erschlossen, die nichts Gutes ahnen lassen.

Für die Suche nach dem seltenen Kokardenspecht, der ausschließlich in diesen sandigen Kiefernwäldern entlang der Küste zwischen hier und Florida vorkommt, musste ich dann am frühen Nachmittag wieder ein Stück Richtung City fahren.

Der W. G. Jones State Forest ist ein geschütztes Waldgebiet am Stadtrand, das zumindest teilweise nach den Habitatansprüchen des Spechtes gemanagt wird. Das heißt durch Mulchen und kontrolliertes Abbrennen des Buschwerks zwischen den großen, ziemlich feuerresistenten Kiefern entsteht eine Art lichte Baumsavanne.

Lebensraum des Kokardenspechtes
Mit Aufklärungsschild

Wenn man das nicht macht und der Boden unter den Bäumen zuwächst, verschwindet der Specht.

Das sieht dann so aus

In den geeigneten Waldbereichen gibt es Kluster von künstlichen Nisthöhlen mit Prädatorenschutz an manchen Bäumen. Die Kokardenspechte hacken dann rund um die Höhle noch Löcher in die Rinde, aus denen Harz ausläuft. Das hindert angeblich die Rattenschlangen daran, zur Nisthöhle zu klettern und die Jungen zu fressen.

Künstliche Nisthöhle für den Kokardenspecht

Leider liegt der Waldbereich mit den meisten halbwegs zeitnahen Nachweisen in der Nähe einer viel befahrenen, fünfspurigen “ Landstraße“, so das es nicht ganz einfach ist, hier überhaupt Vögel zu hören. Und die allerschönsten Beobachhtungsbedingungen sind das natürlich auch nicht. Aber diese lichten Kiefernwälder sind wirklich schön.

Ich hatte für den Nachmittag meines Ankunftstages eigentlich nur eine Erkundungstour geplant, damit ich am nächsten Morgen nicht lange Suchen muss. Umso erstaunter war ich, als ich praktisch sofort auf zwei toten Kiefern ein Paar des extrem hübschen Rotkopfspechtes gefunden habe. Der war auch eine Zielart, nur wusste ich nicht, dass der hier so einfach ist.

Rotkopfspecht

Die Art ist ein Spezialist für abgestorben Bäume innerhalb des Waldes, an denen sie zwar auch hackt und trommelt, aber die sie auch als Ansitzwarten für eine sehr geschickte Flugjagd auf fliegende Insekten nutzt. Das habe ich auch mehrfach gesehen, sieht merkwürdig aus, den Specht wie einen großen Fliegenschnäpper hinter einem Schmetterling her sausen zu sehen.

Und als nächstes habe ich tatsächlich in einem kleinen gemischten Vogeltrupp nicht nur 9 der winzigen Braunkopfkleiber sondern auch mindestens 3 Kokardenspechte gefunden. Leider in den Kronen der allerhöchsten Kiefern. An ein Foto von den Kleibern war nicht zu denken, und auch vom Kokardenspecht ist nur ein schlechtes Belegbild rausgekommen.

Kokardenspecht

Naja, Hauptsache gut gesehen. Damit haben die drei hier möglichen, neuen Arten auf Anhieb geklappt. Das war allerdings auch Glück, weil ich am nächsten Tag zwar problemlos die beiden Rotkopfspechte wiedergefunden habe, dazu zwei weitere Spechtarten und mit viel Mühe auch nochmal die Kleiber. Vom Kokardenspecht aber keine Spur. Ich habe es dann nachmittags noch im sehr großen Sam Houston State Forest nordöstlich meiner Unterkunft versucht. Hier führen kleine Sträßchen durch riesige Kiefernwälder und das Beobachten ist wesentlich angenehmer. Nur die Spechte habe ich nicht gefunden.

Also gut, das ich am Sonntag schon Glück hatte.

Attwater’s Prairie Chicken National Wildlife Refuge

Nach einer zur Abwechslung mal sehr kurzen Autofahrt bin ich gestern schon vormittags im kleinen Ort Eagle Lake westlich von Houston angekommen.

Eagle Lake

Da ich noch 1 h Zeit hatte, bis ich mein Gepäck im Motel abladen konnte, habe ich mir in einem original 60er Jahre Barbierladen die Haare scheren lassen. Es gab allerdings vom steinalten Barbier vielfältige Begründungen zum Haarschnitt dazu, warum Biden unwählbar und Trump der einzig wahre Präsident ist.

Danach bin ich zum 13 km nordöstlich des Ortes gelegenen Attwater‘s Präriehuhn Schutzgebiet gefahren, um mir das Gebiet schon mal anzuschauen.

Das ca 40 qkm große Schutzgebiet ist ein winziger Teil der ehemals riesigen Kurzgrasprärien, die sich früher von Südtexas bis weit nach Louisiana die Küstenebenen entlangzogen.

Von diesem Lebensraum sind heute nur noch weniger als 1 % erhalten geblieben. Die Bisons, die diese Prärien kurzgrasig hielten, sind natürlich schon seit 200 Jahren verschwunden, aber eine andere Flagschiffart dieses Lebensraumtyps hat bisher ( noch) überlebt.

Das Attwater‘s Präriehuhn hat aber im Vergleich zur Situation in den 1950er Jahren, als der Bestand auf 1 Million Exemplare geschätzt wurde, auch um über 99,99 % abgenommen. Im letzten November wurde die Gesamtpopulation in den beiden letzten Restvorkommen mit 182 Exemplaren angegeben. Und auch die halten sich nur durch intensivstes Habitat- und Prädatorenmanagement und dauernde Auswilderungen von in Gefangenschaft nachgezüchteten Vögeln.

Im südlichen Teil des Gebietes ist das Besucherzentrum und in der Nähe eine öffentlich frei zugängliche Fläche mit einem befahrbaren Rundweg und einigen Trails. In der Fläche gibt es allerdings keine Präriehühner, die sind alle im normalerweise unzugänglichen Norden des Gebietes. Einmal im Monat bieten sie da deswegen eine öffentliche (und kostenlose) Tour an, für die man sich vorher anmelden muss. Das hatte ich schon Anfang Januar gemacht, deswegen hatte ich meinen Platz sicher.

Blöderweise hatten sie überbucht, und es waren deutlich mehr Teilnehmer da, als in den Kleinbus reingingen. Sie haben die Tour deshalb zweigeteilt, d.h. jede Gruppe hatte nur 1 Stunde Zeit, ungünstig.

Ich war bei der ersten Gruppe und hatte als Einziger ein Spektiv mit. Blöderweise war es noch ziemlich neblig, als wir an der Balzarena der Präriehühner ankamen. Man hat das Kullern der Hähne zwar super gehört und sie im Spektiv auch gut gesehen, für Fotos war da aber nichts zu wollen. Aber zumindest hat die ganze Gruppe die balzenden Hähne einer der seltensten Vogelarten Nordamerikas mal durch das Spektiv beobachtet.

Als wir zurück waren habe ich die nette Chefin des Reservats, die uns gefahren hat, gefragt, ob ich nicht wegen meiner langen Anreise die 2. Tour auch noch mitmachen dürfte. Da die Restgruppe kleiner war, hat sie sofort zugesagt und wir sind gleich wieder abgefahren. Inzwischen hatte sich der Nebel verzogen, am Lek, wo wir vorher waren, war von den 6 Hähnen aber nur noch einer anwesend, und der balzte nicht mehr.

Wir sind deshalb ein paar km weiter zu einem weiteren Lek gefahren, und da war die Balz noch in vollem Gange.

Die Balzarena der Präriehühner

Wir waren zwar nicht besonders nahe an der Action, aber wieder war der Tanz von drei Hähnen gleichzeitig auf einer Fläche von ca. 20 qm im Spektiv toll zu sehen. Wenn die Hähne ihre langen Federohren aufstellen, sich vorbeugen, die gelben Kehlsäcke aufpumpen und trampelnd anfangen zu Kullern ist das wirklich spektakulär.

Auf der Rückfahrt habe ich dann noch direkt neben der Straße ein weiteres Männchen gefunden. Ohne Balzverhalten sind die Vögel zwar nicht ganz so eindrucksvoll.

Attwaters Prairie Chicken

Netterweise fing der dann aber auch nochmal zu balzen an, und hat uns wirklich eine tolle Show abgeliefert.

Mit Federohren und aufgeblasenen Kehlsäcken..
… im Balzmodus

Das war selbst für die Reservatsmanagerin eine neue Erfahrung, die sie so auf den Touren auch noch nicht hatte.

Also insgesamt ein absolut gelungener Morgen für mich.

Den Rest des Tages habe ich dann den öffentlich zugänglichen Teil des Schutzgebietes nach der anderen hier für mich neuen Art, dem Präriepieper (Sprague’s Pipit) abgesucht.  Die Prärie hier ist momentan noch winterbraun, aber es zeigen sich schon die ersten Blumen.

Und teilweise fliegen auch schon eine Menge Schmetterlinge, wenn mal kurz die Sonne herauskommt. Besonders eine Charakterart dieser Kurzgrasprärie, der Schwarze Schwalbenschwanz, ist hier häufig.

Black Swallowtail
bei der Paarung

Ansonsten wimmelt es hier von Weißwedelhirschen, die hier schon ewig nicht bejagt werden und den Rindern im Gebiet helfen, das Gras kurz zu halten.

Und in den kleinen Teichen in der Prärie schwimmen erstaunlich große Alligatoren.

Leider darf man nur bis Sonnenuntergang im Gebiet bleiben, so dass in genauere Suche nach nachtaktiven Säugetieren schwierig ist. Trotzdem habe ich durch Glück auf dem Weg einen für mich neuen Säuger gefunden, die endemische Attwater Taschenratte.

Attwater Pocket Gopher

Bei den vielen Hudsonweihen und Bussarden im Gebiet eine ziemlich gefährliche Aktion für die Ratte, tagsüber so frei auf dem Weg rumzulaufen.

Die Suche nach dem Pieper war nicht einfach, da überall verschiedene Neuweltammern wie Vesper und Savanna Sparrows durch das niedrige Gras kriechen und sich auch etwas pieperähnlich verhalten. Allerdings hüpfen sie mehr, als dass sie laufen, daran kann man schon viele aussortieren. Kurz vor Sonnenuntergang hat es dann aber endlich auch mit dem Pieper noch geklappt, nachdem ich gefühlt den Hundertsten kleinen Singvogel im Gras genauer angeschaut hatte. Als ich den dann aber gesehen habe, war kein Zweifel möglich, dass das ganz klar der Richtige war.

Sonnenuntergang über der Prärie

Damit ist mein Glück nach den 3 mauen Tagen in Austin ganz klar zurückgekommen, was ich abends mit einem hervorragenden Essen bei einem sehr guten Mexikaner gebührend gefeiert habe.

Austin

Von der hintersten Provinz bin ich gestern nochmal eine weite Strecke wieder in dichter besiedelte Gefilde gefahren. Genauer gesagt von Fort Davis mit 1067 Einwohnern in die Hauptstadt von Texas, Austin, mit ca. 1,5 Millionen Leuten.

Abgefahrene Architektur in Austin
Colorado River

Nach den leeren Highways im Westen war das Ankommen hier nervenaufreibend. Ich weiß nicht, wie ich das ohne die hervorragenden Ansagen der freundlichen Dame von Google Maps über Carplay gemacht hätte. Das ist wirklich eine tolle Erfindung !

So habe ich trotz des unübersichtlichen Autobahngewirrs (teilweise sich kreuzende Abbiegespuren sechsstöckig übereinander) meine nette Unterkunft gut gefunden. Der Verkeht hat mich aber manchmal sehr an den Film Blade Runner erinnert, nur ohne fliegende Autos.

Ja, und was will ich eigentlich in der Großstadt ? Natürlich gar nichts, aber hier ganz in der Nähe gibt es zwei kleine Naturschutzgebiete am Colorado, wo ein paar für mich wichtige Arten möglich sind. Und meine nette AirBnB Unterkunft war einfach m nächsten an den Gebieten dran. Trotzdem muss ich mich da jeweils 30-40 Minuten durch den dichten Verkehr wühlen.

Gestern Abend war ich dann auch gleich noch im Commons Ford Ranch Metropolitan Park, einer ehemaligen Ranch am Südufer des Colorado, die sie zum Naturschutzgebiet gemacht haben. Hier haben sie unter anderem eine mehrere Hektar große Präriefläche wieder renaturiert.

Renaturierte Prärie im Wintermodus

In dieser Fläche wurden seit Anfang Februar nachts  immer wieder balzende Kanadaschnepfen, die amerikanische Verwandte unserer Waldschnepfe, gehört und aufgenommen. Und da wollte ich probieren, die nicht nur zu hören, sondern sie mit der Wärmebildkamera auch zu sehen.

Ich war deutlich vor Sonnenuntergang da und habe gleich ein paar hübsche Vögel gesehen. Natürlich wird auch hier angefüttert, was beispielsweise den sehr häufigen Roten Cardinalen gut gefällt.

Roter Kardinal

Mit der Dämmerung fingen dann zwei Virginiauhus an zu balzen, den einen habe ich sogar noch im Hellen gefunden.

Virginiauhu

Als es dann dunkel wurde, haben die Kojoten angefangen zu heulen, einen habe ich mit der Wärmebildkamera auch schön gesehen. Nur die Schnepfen haben sich leider nicht gerührt.

Gegen 20:00 Uhr habe ich abgebrochen und noch etwas mit meinem netten afroamerikanischen Gastgeber geredet, bis der zu seiner Nachtschicht musste.

29.2. Lider haben die Kanadaschnepfen auch gestern nicht mitgespielt, es war allerdings abends auch deutlich kälter und windiger. Ein ortskundiger Orni vermutete, dass die Schnepfen vielleicht wegen des warmen Wetters der letzten Tage schon in Richtung ihrer nördlichen Brutgebiete abgezogen sein könnte. Er meinte auch, dass die letzten Beobachtungen vom 19.02. wären, was ich ja bei Ebird auch gesehen hatte.

Das Gebiet genau wie die anderen Naturschutzgebiete außerhalb von Austin sind zwar sehr schön, aber von meinen Zielarten hat leider nichts geklappt.

Heute war ich fast den ganzen Tag in einem schönen Galeriewald am Rio Colorado.

Der Wald war voller Vögel, auch wenn die teilweise nicht so spektakuläre aussehen.

Carolina-Zaunkönig

Allerdings teilweise extrem laut wie die Roten Kardinale oder der Carolina-Zaunkönig oben. Außerdem krabbelt es im Unterholz teilweise von Neuweltammern, die sich zum Teil verblüffend ähnlich sehen und durchaus ein paar knifflige Bestimmungsprobleme bieten.

Singammer

Wie diese Singammer, die teilweise in mehreren Unterarten und Farbmorphen mit einer Handvoll ähnlicher Arten zusammen im Unterholz rumwuselt.

Neben dm Galeriewald liegen die großen Rieselfelder einer Kläranlage, auf der Birder herzlich willkommen sind. Der Geruch ist natürlich etwas streng, aber die Beobachtungsbedingungen dafür hervorragend. Auf einem Teich schwammen alleine 14 Entenarten mit über 2000 Löffelenten und 110 Schwarzkopfruderenten.

Löffelente im Landeanflug

Aber dazwischen immer wieder auch andere Arten wie diese Riesentafelente mit einer weiblichen Kanadapfeiente rechts daneben.

Riesentafelente

Irgendwie erinnerte das Wetter heute an die hervorragenden Bücher von Larry McMurty, der das Leben hier Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt. Seine Helden beklagen sich immer, dass sie in einem Moment fast von der Sonne gebraten werden und kurz danach fast erfrieren. Nachdem es Dienstag Nachmittag 26 Grad hatte, habe ich Handschuhe, lange Unterhosen und dicke Socken mal wieder unten in den Rucksack verstaut. Heute Morgen habe ich dann beim Losfahren nicht aufgepasst, und als ich  am Colorado ankam waren es 6 Grad und es wehte ein eisiger Wind. Da hätte ich die Handschuhe gut gebrauchen können.

Insgesamt hat sich der Stopp in Austin also nicht so gelohnt, denn als es nachmittags auch noch anfing zu regnen, habe ich es aufgegeben, abends noch einen 3. Versuch auf die Schnepfe zu machen.

Hoffentlich kommt mein Glück übermorgen im Prärieschutzgebiet zurück, wo ich einen Platz bei der einmal im Monat stattfindenden Tour in die sonst geschlossenen Teile des Präriehuhnreservates gebucht habe.

Der letzte Tag in den Davis Mountains

Ich bin heute nochmal ordentlich Kurven gefahren in den Bergen. Der Weg zum schönen Trail im Madera Canyon geht durch enge Täler, wo an den Stellen, wo ein bißchen Wasser in den sonst trockenen Flussbetten steht, die Cottonwood-Bäume die ersten hellgrünen Blätter bekommen.

Cottonwoods in einem Bachtal

Den Trail im Madera Canyon hatte ich gestern schon nachmittags ausgekundschaftet. Hier waren die letzten Beobachtungen des Williamssons-Saftlecker, eines extrem hübschen Spechtes. Das war allerdings schon einen Monat her. Da ich gestern kein Glück hatte, habe ich den Trail heute nochmal versucht. Der Wald aus Kiefern, Eichen und Wacholder ist sehr licht und offenbar stark vom Feuer beeinflusst. Je8denfalls gibt es überall verkohlte Stümpfe, die meisten der Bäume hier haben wohl eine gewisse Resistenz gegen schnell durchgehende Gestrüpp- und Grasfeuer und überleben die normalerweise.

Lichte Wälder im Madera Canyon
Alter Wacholder

Das mit dem Specht hat heute leider wieder nicht geklappt, mit den seltenen Spechten tue ich mich etwas schwer auf dieser Tour, wenn ich bei den restlichen Zielarten sonst ja fast nur Glück gehabt habe.

Auf dem Rückweg war ich nochmal in den Wäldern am höchsten Berg des Massivs. Hier steht auf über 2000 m Höhe eine Sternwarte, weil hier offenbar ideale Bedingungen für die Astronomie bestehen. Da habe ich allerdings wegen des Vollmondes in den letzten Nächten kaum etwas von mitbekommen.

McDonald- Observatorium auf dem Mt. Locke

Abends im State Park habe ich leider auch nichts mehr Neues gesehen, nur die Maultierhirsche fressen einem hier praktisch aus der Hand.

Neugieriges Maultierhirschkalb

Insgesamt hat sich der weite Abstecher wegen der schönen Landschaft, den Wanderungen und natürlich den beiden Wachteln wirklich gelohnt.

Davis Mountains

Die ersten beiden Tage in den Bergen waren sehr schön und außerdem noch erfolgreich. Gestern morgen war ich zuerst im Davis Mountains State Park nur 6 km nordwestlich von der kleinen Ortschaft Fort Davis, in der ich wohne.

Wie bei allen bisherigen State Parks ist auch dieser perfekt organisiert und günstig. Ein netter Mitarbeiter vom Umweltbildungszentrum im Park meinte, die hübsche Montezuma-Wachtel, der Hauptgrund für meine lange Fahrt hierher, wäre tatsächlich relativ häufig, wenn auch schwierig zu finden. Er hat mir empfohlen, erstmal 2 h in einem Hide an einer kleinen Wasserstelle mit Fütterung daneben zu warten. Die Wachteln wären da in den letzten Wochen morgens immer mal wieder kurz zum Trinken aufgetaucht.

Der Tipp war Gold wert, ich war gerade mal 20 min in den bequemen Hide, da saßen auf einmal 5 Montezuma Quails auf der gemauerten Fassung der Quelle. Nach kurzem Bewundern habe ich schnell mit der Kamera draufgehalten. Das war auch gut so, denn nach 2 Minuten verschwanden sie genauso plötzlich, wie sie gekommen waren.

Montezuma Quail

Das lief ja hervorragend, die Hauptzielart gleich am Anfang perfekt gesehen. Die hatte ich mit Jochen in Arizona mehrere Tage intensiv gesucht und nicht gefunden.

Die benachbarte Futterstelle, für die sich die Wachteln wirklich nicht interessierten, war auch gut besucht.

Chipping Sparrow

Am häufigsten waren verschiedene Ammern wie der Chipping Sparrow oben.

Aber auch Insektenfresser wie einzelne Waldsänger oder die Einsiedlerdrossel wurden von der als Futterpaste zum Festkleben der Körner genutzten Erdnussbutter angelockt.

Einsiedlerdrossel

Zwischendurch kamen auch immer wieder einzelne Hörnchen und einmal zwei Halsbandpeccaris.

Halsbandpeccari, ein einheimisches Wildschweinchen

Ich habe dann noch verschiedene Trails im Park versucht, bis es mittags zu heiß wurde. Die Trails entlang der locker mit Wacholdern, immergrünen Eichen und Kiefern bewachsenen Hänge sind hübsch, aber die Vogelaktivität war relativ gering.

An der Straße hatte eine Gruppe Eichelspechte zwei Telegrafenmaste vollkommen mit kleinen Löchern als Vorratslager für die Eichelaufbewahrung umfunktioniert. In jedes Loch kommt eine Eichel, und wenn die durchs Trocknen lockerer sitzen, werden sie in kleinere Löcher umgelagert. Eine tagesfüllende Beschäftigung.

Eichelspecht
Eicheln im Vorratslager

Mittags wurde es dann zu heiß und ich war einkaufen und habe gekocht und mir eine längere Siesta gegönnt. Abends war ich dann nochmal mit der Wärmebildkamera im Park unterwegs und habe Maultierhirsche, Einen Hasen, Wüstenkaninchen und ein sehr nahes Stinktier gesehen. Als das bis auf 3 m rangelaufen kam wurde es mir doch zu gefährlich und ich habe es lieber mit der Taschenlampe angeleuchtet. Da ist es dann abgedreht, glücklicherweise ohne zu spritzen.

Gestern war ich dann vormittags am Lake Balmorhea,  einem Stausee nördlich der Davis Mountains und dem einzigen größeren und permanenten Gewässer der Gegend.

Lake Balmorhea

Das ist die sichere Stelle für die zweite seltene Wachtel, die ich hier in der Gegend sehen wollte. Das hat  auch sehr gut funktioniert, die sind hier wirklich häufig und die ersten 4 sind mir schon auf der Eingansstraße über den Weg gelaufen. Habe dann noch mehrere Trupps gesehen, am Besten war eine Gruppe von 32 Vögeln, die am Seeufer getrunken haben.

Schuppenwachtel

Leider haben sie mich für Fotos nicht besonders nah heran gelassen. Es war gut, dass ich relativ früh hier war, ab 10 Uhr wurde es warm und danach war keine Wachtel mehr zu sehen.

Ansonsten gab es jede Menge Wasservögel zu sehen, auch wenn die großen Trupps der Schnee-, Zwergschnee- und Blässgänse, die hier noch vor 1 Woche waren, größtenteils abgezogen sind.

Schneegänse

Aber ein 200er Trupp war noch da und bot ein tolles Schauspiel, als er mehrmals von Wanderfalken oder Hudsonweihen aufgescheucht wurde.

Nachdem ich hier jetzt beide Wachteln gut gesehen habe, werde ich die letzten 1,5 Tage in den Bergwäldern wandern, um einen seltenen Specht zu suchen.

Der weite Weg nach Westen

Gestern war ein Fahrtag, mein nächstes Ziel sind die Davis Mountains im Westen von Texas. Und Texas ist, wie schon gesagt, riesig ! Aber als ich mir die Strecke bei Google angeschaut habe, ist mir doch etwas mulmig geworden. Es sind nämlich knapp 940 km. Ich bin deswegen früh aufgestanden und schon um 4 Uhr losgefahren. Vorher musste ich allerdings noch ein paar Polizisten erklären, dass ich kein Einbrecher bin sondern nur ein früh startender AirBnB-Nutzer.

Ich wollte möglichst schnell aus dem dicht besiedelten Streifen zwischen Brownsville und McAllen rauskommen, bevor die 8-spurigen Autobahnen total verstopft sind. Das hat auch gut geklappt und bald sahen die Highways dann so aus.

typisch texanische Landschaft

Da ist die höhere Geschwindigkeitsbeschränkung dann ganz gut, jeder hält sich dran, wenn doch jemand etwas schneller unterwegs ist, weicht der Langsamere kurz auf den Standstreifen aus und läßt ihn vorbei. Das Fahren ist total entspannt und im Back-Country weg von den Städten sowieso kaum jemand unterwegs. Habe zwischendurch immer mal wieder kurze Pausen gemacht und sogar ein paar nette Vögel gesehen.

Wüstenbussard neben der Straße

Nur die Landschaft ist an Langweiligkeit kaum zu überbieten, flach, staubig und mit grauem, niedrigen Gestrüpp bewachsen.

Ich war zwar froh, aus dem dicht bebauten Gebiet am Rio Grande, wo die Highways von endlosen, versiegelten Gewerbegebieten gesäumt sind, rauszukommen. Aber ob das jetzt so viel besser ist, war schwer zu entscheiden.

Vegetation im Back-Country

Aber Hörbücher und Podcasts haben die Fahrtzeit gut rumgebracht.

Erst ziemlich am Ende gab es dann mal ein paar Hügel, im Pecos County dann sogar welche, die Winnetou als Auskuck gereicht hätten.

Pecos County

Nach knapp 12 h Fahrt bin ich dann, wegen der vielen Pausen, immer noch halbwegs ausgeruht in Fort Davis angekommen. Der Ort ist rund um ein altes Fort aus den Indianernkriegen entstanden. Hier waren nach dem Bürgerkrieg die Buffalo Soldiers, afroamerikanische Kavalleristen eingesetzt, um die Postkutschenroute nach El Paso vor den dauernden Angriffen der Apachen und Comanchen zunschützen.

Ich wohne in einem alten Wohneagen in einem kleinen Trailerpark mit Gärtchen, Feuerstelle, Bad und, wichtig, einer sehr gut eingerichteten Küche. Zwar einfach, aber gemütlich und günstig.

Meine Wohnung für die nächsten Tage

Man wird morgens nicht von Autos sondern von krähenden Hähnen und meckernden Ziegen geweckt.

Und gleich geht es in die richtigen Berge im Hintergrund.

Nachtrag Frontera Audubon Center

Ok, ich wollte ja noch zu gestern nachtragen, dass ich nochmal ins Frontera Audubon Center gefahren bin, um einen weiteren Versuch zu starten, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Bzw. den einzigen Crimson-collared Grosbeak, der momentan auf amerikanischem Gebiet bekannt ist. Und das in dem megadichten Gestrüpp, wo ich schon Dienstag 8 Stunden vergeblich gesucht hatte.

Diesmal hat das überraschenderweise prima geklappt, ich habe den Vogel nach 1,5 h an einer kleinen künstlichen Wasserstelle gefunden, wo er ein schnelles Bad genommen hat. Wieder ein kurzes Vergnügen, nur das diesmal ich es hatte. Leider ist nur ein grottenschlechtes Belegbild dabei herausgekommen.

Weiblicher Crimson-collared Grosbeak

Damit habe ich hier in den Schutzgebieten am Rio Grande alle neun für mich möglichen neuen Vogelarten gefunden und kann beruhigt die lange Fahrt in die Davis Mountains antreten. Den Rest des Tages habe ich im hübschen Bentsen Rio Grande State Park verbracht, ohne allerdings viel zu sehen. Es wurde nachmittags aber auch bis 30 Grad heiß, was die Aktivität der Vögel doch ziemlich gedrosselt hatAbends habe ich gepackt und mit der netten Vermieterin noch mehrere Whiskies getrunken und eine lustige Unterhaltung geführt. Ihr Englisch ist genauso schlecht wie mein Spanisch, aber wir haben uns irgendwie verstanden.